Die bessere Schule

Ausgabe: 2000 | 1

Die internationale Schulvergleichsstudie TIMSS (Third International Mathematics and Science Study) 1997, in der Deutschlands Schüler nur auf einem mäßigen Platz landeten, gab der dahindümpelnden Diskussion um die Schulreform wieder einen kräftigen Impuls. Eine sechsteilige Zeit-Serie brachte Schwerpunkte. Eingangs wird klargestellt: Die Aufgabe der Schule muß neu definiert werden. Konsens scheint dabei über Grundfertigkeiten und Schlüsselqualifikationen wie insbesondere der Fähigkeit zu bestehen, sich Methoden für ein lebenslanges Lernen anzueignen; aber nicht alle gesellschaftlichen Defizite können einfach der Schule aufgebürdet werden. Inwieweit Schulen diese ihre Aufgaben erreichen, kann und soll gemessen werden. Die bisher vorliegenden Untersuchungsergebnisse zeigen, daß manche traditionell heiß umkämpften Reizthemen wie Klassengröße, Ziffernbenotung, Diskriminierung wegen Geschlecht oder Staatsbürgerschaft längst nicht die ihnen zugeschriebene Rolle spielen, sondern daß der Schlüssel für den Schulerfolg im Klassenzimmer selbst zu suchen ist. Dafür ist verstärkte Unterrichtsforschung nötig (Teil 1). Ein Modellprojekt “Schule und Co” der Bertelsmann-Stiftung im Kreis Herford/NRW unternimmt es, aufgrund der Erfahrungen des kanadischen “Durham Board of Education” betriebswirtschaftliche und pädagogische Gesichtspunkte zu vereinen und aus Schulen selbst lernende Organisationen zu machen, in der das Hineinstopfen als pädagogisches Prinzip verschwindet und durch eigenverantwortliches Lernen abgelöst wird - mit glänzenden Ergebnissen (Teil 2 und 3). Überhaupt ist die Evaluation der Schule - nicht nur der Schüler - ein wesentliches Hilfsmittel zur Schulentwicklung, wie das schottische Beispiel zeigt (Teil 4). In einer Arbeitervorstadt Rotterdams erprobt die “Notenkraker-Schule” die Chancen der Einbeziehung eines ganzen Stadtteils in den Schulalltag (Teil 5). Dänemark hat überhaupt Mitte des 19. Jahrhunderts die Schulpflicht durch die Unterrichtspflicht ersetzt und damit einen Boom an freien Schulen ausgelöst, der an mehr als 100 Standorten zur Einrichtung von “Produktions-Schulen” genutzt wurde, die sich insbesondere um den Übergang von Schule zum Beruf annehmen und so die Jugendarbeitslosigkeit signifikant verringert haben (Teil 6). Eine bessere Lehrerausbildung und Deregulierung sind freilich wesentliche Voraussetzungen dafür, daß nach dem Fehlschlagen der von oben verordneten Maßnahmen endlich eine "Reform von unten" greifen kann. W. R.

Links:

Projekt "Schule und Co", Internationales Netzwerk Innovativer Schulsysteme (INIS), Netzwerk Innovativer Schulen in Deutschland (NIS), Arbeitskreis innovativer Schulstädte und-kreise: www.stiftung.bertelsmann.de/projekte/bereiche/schulb.htm

Die TIMMS-Studie ist abrufbar unter oeri2.ed.gov/pubs/TIMSSBrief/

Die bessere Schule. sechs-teilige Zeit-Serie von 12/1999 bis 17/1999. Im Internet unter http:/www2.bdaserver.de/zeit/tag/

links/bild_sch_schulreform.html