Wertewandel in der westlichen Welt

Ausgabe: 1990 | 1

Die Gesellschaften der westlichen Welt befinden sich in einem tiefgreifenden Umbruch, der inzwischen auch den Osten einschließt. Basierend auf zahlreichen Umfragen, den Eurobarometern, den World-Value-Surveys sowie diversen Panelstudien in den USA, der BRD und den Niederlanden, wird das Wesen, die Ursachen und die Folgen kultureller Veränderungen untersucht. Der kulturelle Wandel ist eine umfassende Erscheinung mit weitreichenden Folgen für wirtschaftliche Wachstumsraten, Familienstrukturen, Religiosität Einstellung zur Arbeit u.a. Vorherrschende Weltanschauungen ändern sich allerdings nur langsam und vollziehen sich überwiegend auf dem Weg des Generationswechsels. Nur ein Teil des Wertewandels wird im Übergang von materialistischen zu postmaterialistischen Wertvorstellungen sichtbar. Aspekte der Lebensqualität und insgesamt neue Wertprioritäten sind kennzeichnend für Gesellschaften mit einem hohen Anteil an Postmaterialisten. "Dazu gehören der Niedergang traditioneller religiöser Einstellungen und herkömmlicher sozialer und sexueller Normen ebenso wie die Herausbildung charakteristischer Verhaltensmuster im wirtschaftlichen und politischen Bereich." Man will politische Veränderungen auch durchsetzen und nicht nur eine Elite durch eine andere ersetzen. Inglehart sieht die Ausbildung beider Extreme kritisch. "Die Zukunft gehört den Gesellschaften, denen es gelingt, individuelle Autonomie und zentrale Autorität in ein effektives Gleichgewicht zu bringen." 

Inglehart, Ronald: Kultureller Umbruch. Wertewandel in der westlichen Welt. Frankfurt: Campus, 1989.5465., DM 138,-/sFr 117,-/ö5 1076,40