Wenn Männer lieben lernen

Ausgabe: 1990 | 4

Wilfried Wieck hat allein schon mit dem Titel seines ersten Buches "Männer lassen lieben" in ein Wespennest gestochen: Frauen wie Männer reagierten empört. Wieck pauschaliere, generalisiere und verallgemeinere - so lauteten die Hauptvorwürfe. Sein neues Buch beginnt der Psychologe nunmehr mit der Auseinandersetzung mit eben diesen Kritikpunkten, er bekennt, nicht nur über das männliche Prinzip zu schreiben, sondern Anteil an ihm zu haben, es selbst und damit auch die "patriarchalische Destruktivität" zu leben. Können Männer lieben lernen? Das "Wenn" im Titel zeigt schon auf, dass es hier um Lernziele geht: vorrangig um eine anzustrebende Liebesfähigkeit und Angstbereitschaft. Partizipieren Männer einerseits von den weiblichen Werten, der weiblichen Fähigkeit, anwesend, angreifbar zu sein, schätzen sie eben diese Werte für sich selbst als minder und daher ablehnenswert ein. Mann hat schließlich sein scheinbar autonomes Mann-Sein gelernt, glaubt zu wissen, was ein "ganzer" Mann ist: Die Gegenseitigkeit einer Liebesbeziehung muss zunächst als "Wert" erkannt, mit anderen Männern erarbeitet werden. Wieck berichtet aus seiner 13-jährigen Erfahrung mit Männergruppen, dem verzweifelten Ringen, miteinander liebend - zuhörend, verstehend, nachfragend - umzugehen, um eine partielle Feminisierung des Mannes gemeinsam in der Gruppe zu erreichen. 

Wieck, Wilfried: Wenn Männer lieben lernen. Stuttgart: Kreuz Verl. 1990.285 S., DM 29,80/ sFr 25,30 / öS 232