Vom Wissen zum richtigen Handeln

Ausgabe: 1997 | 2

Der Berichtsband eines interdisziplinären Seminars am Philosophischen Institut der Theologischen Fakultät Graz versammelt Analysen und Strategien zum bzw. gegen den "drohenden ökologischen Kollaps" (Vorwort). Das Anliegen ist aktuell und der mehrperspektivische Zugang zum Thema wichtig. Insgesamt bringt das Buch jedoch wenig Neues. So kann Paullby (seit 1994”Umweltbischof" als Leiter des Referats für Umwelt der Bischofskonferenz der katholischen Kirche) von vielen Gesprächen und Diskussionen auf kirchlichem Boden berichten, vom Umsetzungen in die Praxis kaum. Er setzt auf Vorbildwirkung: als ”Musterbischof" will er seine Diözese zum umweltgerechten Handeln motivieren, vom umweltgerechten Einkauf von Büro- und Putzmaterialien bis zur Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen. Leider bleiben die zahlreichen Eine-Welt-Gruppen, ökologischen Entwicklungsprogramme und Klimabündnis-Gruppen, die vielerorts von Christinnen mitgetragen sind, als Teil der kirchlichen Praxis unerwähnt. Josef Draxler (Umwelttechniker an der TU Graz) sieht die Ursachen für die ökologische Krise einerseits - irrigerweise - in der Bevölkerungsexplosion im armen Teil der Welt und - richtig erweise - im enormen Pro-Kopf-Verbrauch in der reichen Welt. Sein Lösungsvorschlag: technologische Entwicklung, deren Ergebnisse von Politik und Wirtschaft einsatzfähig gemacht werden, da es für die obig genannten Ursachen keine wirkungsvollen Alternativen gibt. Meint er.  Der Moraltheologe Alois Wolkinger beschreibt unsere Gesellschaft als Überflußgesellschaft, in der nicht ein Mangel an Gütern herrscht, sondern ein Mangel an Bedürfnissen. Als Ausweg rät er zur Askese, was meint: Konzentration auf das Wesentliche und verantwortungsbewußte Teilnahme an Konsum, Wirtschaft und Politik. Diese Askese soll ein Handeln nach dem ”Umweltethischen Imperativ" ermöglichen: "Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlungen die angemessene Lebensfähigkeit und Integrität der Menschheit und der nichtmenschlichen Natur nicht zerstören." Schade, daß hier Thesen der feministisch-theologischen Ethik außeracht bleiben, die den Dualismus Mensch - Umwelt schon lange in Frage stellt und von Pauschalierungen Abstand nimmt - nicht alle, sondern einige Menschen leben im Überfluß, der auf der Ausbeutung von vielen Menschen und den natürlichen Ressourcen basiert. Insgesamt Schade, daß nicht auch Anfragen aus den Diskussionen dokumentiert sind. Diese hat es sicher gegeben und diese hätten das Buch doch noch interessant gemacht. S. A.

Ökonomie - Ökologie - Ethik. Vom Wissen zum richtigen Handeln. Hrsg. v. Anton Kolb ...Innsbruck (u.a): Tvrolia Verl., 1997. 205S., DM 34, - I sFr 32,50 I öS 248