Vergnügen, Zeitgeist, Kritik. Streifzüge durch die Populärkultur

Ausgabe: 1998 | 2

Der in Salzburg lehrende KommunikationswissenschaftIer Kurt Luger, Vorsitzender von Öko-Himal (Gesellschaft für Ökologische Zusammenarbeit Alpen-Himalaya) und KommEnt (Gesellschaft für Kommunikation und Entwicklung), geht der Frage nach, warum die populäre Kultur der Massenmedien - das Triviale in Form von Seifenopern, Schlagern und Boulevardzeitungen - für viele Menschen so wichtig ist, und so den Alltag prägt, Zeitgeist spiegelt, Ideologie transportiert, Phantasien beflügelt und Sehnsüchte stimuliert.

Der Autor analysiert dabei sowohl die Produkte und ihre Nutzung - denn erst in der subjektiven "Bearbeitung" entsteht Populärkultur - als auch die Verantwortung der Produzenten und Kulturvermittler. Im Sinne ihrer Konzeption als ”Design for living" kommt der Medien- und Kulturindustrie die Rolle zu, "neue Themen, Ideen und Sinnstiftungsprozesse in eine Gesellschaft zu implantieren, bislang 'fremde' Positionen zu verbreiten und damit kulturelle Wandlungsprozesse zu initiieren" (S. 10). Kulturelle Manifestationen wie Sitten, Glauben und Lebensstile mit ihren Symbolen, Überzeugungen und Werten verändern sich, so Luger, unter dem Einfluß medialer Inszenierungen. Durch diesen immanenten Zukunftsaspekt leistet die Disziplin einen wichtigen Beitrag zur Klärung der Frage, wie wir in Zukunft leben, arbeiten und urlauben werden. Neben soziologischen Bestandsaufnahmen zur sogenannten Freizeit- und Erlebnisgesellschaft reicht die Bandbreite der Analysen von der Kriegsberichterstattung über die Repräsentanz des Fremden in unserer Kultur, die Medienentwicklung und die Ambiguitäten des Tourismus bis hin zu Metamorphosen der Jugendkultur, den medialen Populismus (die Politisierung des Trivialen) und den (Be)Deutungen der sogenannten "geringfügigen Botschaften".

Ein Großteil der Beiträge sind Essays, geschrieben für Wochendausgaben österreichischer Tageszeitungen, einige mehr in wissenschaftlichem Jargon gehalten, veröffentlicht schon in Fachzeitschriften. Die Texte sind jeweils sachlich fundiert und zudem meist spannend bzw. amüsant zu lesen.

Sollten Sie, geschätzte/r Leser/in, noch nie in Salzburg gewesen sein, dann sei Ihnen der Beitrag ”The Sound of Money" ganz besonders empfohlen, um auch aus der Ferne in den Genuß von ”Salzburg als Bühne und Kulisse der internationalen Unterhaltungsindustrie" zu kommen. So lernen sie die Mozartstadt und ihre süßen Kugeln kennen, ohne dem sonst störenden Realszenario (erhöhte Preise, Gerüche, Gedränge) ausgesetzt zu sein.

Eine Zusammenstellung, die das Triviale als Gegenstand der ernsthaften Auseinandersetzung auch augenzwinkernd aufbereitet und so nicht nur einem wissenschaftlich interessierten Publikum näherbringt.

A.A.


Luger, Kurt: Vergnügen, Zeitgeist, Kritik. Streifzüge durch die populäre Kultur. Wien: Österr. Kunst- u. Kulturverl., 1998. 381 S. (Neue Aspekte in Kultur- und Kommunikationswissenschaft; 13) ca. DM / sFr 63, - / öS 460,-