Verantwortliches Umweltverhalten

Ausgabe: 1996 | 3

Zahllosen Umweltkonferenzen zum Trotz bleiben die ökologischen Probleme bestehen, müssen wir weiterhin regelmäßig Berichte über Klimaverschiebung, Zerstörung der Ozonschicht, Boden-, Wasser- und Luftverschmutzung, Artensterben und anderes mehr mitverfolgen. Dennoch ist der Mensch nicht bereit, sein Verhalten grundlegend zu ändern. Elisabeth Kals sieht hier zurecht enormen Handlungsbedarf für die Umweltpsychologie und legt mit ihrem neuen Buch dazu ein theoretisches Grundlagenwerk vor. Ausgehend von den Ergebnissen zweier von ihr selbst durchgeführter empirischer Studien zum Problem der Luftverschmutzung versucht die Autorin, zukunftsweisende Konzepte zur Förderung umweltbewußten Verhaltens zu entwickeln. So haben sich moralbezogene Urteile und Bewertungen im Kontext von ökologischen Problemen als besonders verhaltensrelevant herausgestellt und sollten daher primärer Ansatzpunkt umweltpsychologischer Intervention sein. Belastungsbezogene Urteile wie etwa die Angst vor Luftverschmutzung am eigenen Wohnort und körperlichen Beschwerden spielen im Vergleich dazu nur eine geringe Rolle bei der Änderung umweltrelevanter Verhaltensweisen. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Faktor ist die Förderung der ökologischen Kontrollüberzeugung, d. h. der Überzeugung des Bürgers, umweltbezogene Entwicklungen noch beeinflussen zu können. Diese sollte realistisch und nicht unangemessen hoch formuliert werden. In jedem Fall sind zwei Faktoren zur Förderung von verantwortlichem Umweltverhalten wesentlich: einerseits muß die reflektierende Auseinandersetzung mit ökologischen Problemen forciert werden, andererseits sollte jede Interventionsstrategie zielgruppenorientiert sein und dementsprechend die Alters-, Geschlechts- und Bildungsvariablen der angesprochenen Personen berücksichtigen. Das vorliegende Buch besticht durch eine gelungene Synthese von theoretischer Grundlagenforschung 'und der Entwicklung praxisorientierter Interventionskonzepte. Nicht zuletzt erbringt Elisabeth Kals einen weiteren Beweis für die große Bedeutung interdisziplinärer Forschungsansätze. H. S.

Kals, Elisabeth: Verantwortliches Umweltverhalten. Umweltschützende Entscheidungen erklären und fördern. Weinheim: Beltz-Verl., 1996. 166 S.