Trends und Trendsurfen

Ausgabe: 1998 | 3

Ob Windsurfen, U-Bahn-Surfen oder Internet-Surfen, immer ist man auf ein Vehikel angewiesen, das Einfluß auf die Geschwindigkeit nimmt, mit der man sich in eine bestimmte Richtung bewegen kann. Beim Trend-Surfen bestimmen im Zusammenwirken mit Überzeugungen und Interessen verschiedene gesetzliche und informelle Rahmenbedingungen die Bewegung in die eine oder andere Richtung. Einen interdisziplinären Einblick in dieses Thema bietet die in diesem Band wiedergegebene Vortragsreihe an der Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften.

Bedeutsam sind Trends nicht nur für die Marktforschung, indem sie Handlungsorientierungen im Sinne von Kundeninteressen darstellen, sondern auch für andere gesellschaftliche Bereiche wie Politik, Kultur und Kommunikation. Jedenfalls legen Trends fest, "an welchen Kriterien man seine Entscheidungen und Handlungen ausrichten soll", meinen die Herausgeber F. Dievernich und T. Gößling. Darüber hinaus tragen sie auch dazu bei, "daß sich Individuen definieren und abgrenzen können", allerdings mit anderer Fristigkeit wie Ideologien oder Sitten.

Einen allgemeinen Überblick über Konzepte, Philosophien und Beispiele der Trendforschung gibt einer der derzeit wohl bekanntesten Trendforscher, Matthias Horx, wobei die Frage im Mittelpunkt steht, was Trends eigentIich sind und was sie für die Gesellschaft bedeuten. Über allem steht der Nutzen für das Individuum oder die Organisation. Für Horx ist es demnach Aufgabe der Trend- und Zukunftsforschung, Gegenwartsschärfe zu schulen, um damit ”Future competence" zu erwerben. Neben solch allgemeinen Äußerungen geht es in weiteren Beiträgen um Trends in Ökonomie und Politik, bzw. darum, wie man mit politischen Inhalten die Gesellschaft sozial verträglicher und gerechter machen kann.

Josef M. Häußlich zeigt etwa, wie sich Politik ständig zwischen zu viel und zu wenig Regelungen bewegt und dabei permanent hinter der technologischen Entwicklung hinterherhinkt. Der Soziologe und Lebensweltforscher Ronald Hitzler zeigt am Beispiel der Techno-Szene, daß diese wahrscheinlich mehr ist als nur ein Trend, wenn es ihr gelingt, immer wieder neue Sensationen und Sinnesanregungen in Aussicht zu stellen und auch umzusetzen.

Schließlich sei noch der interessante Entwurf für die Wissensstadt „Xenia" von Helmut Volkmann (Siemens AG) angezeigt, in der sich die Menschen im Sinne einer aktiven Zukunftsgestaltung selbst verwirklichen könnten. Der Autor will „Xenia" als Konzept verstanden wissen, das dem Paradigma der Partizipation und Selbstorganisation verpflichtet ist und wesentlichen Anteil an einer zukunftsfähigen Gesellschaft hat. Insgesamt wird der Band dem fächerübergreifenden Anspruch durchaus gerecht und liefert entsprechend unterschiedliche Zugänge zum Thema jenseits traditioneller Trendforschung.

A.A.

Trends und Trendsurfen. Hrsg. v. Frank E. P. Dievernich. Marburg: Metropolis-Verl., 1998. 228 S., DM 36,80/ sFr 29, - / ö5 269,-