Tatort Klimawandel

Ausgabe: 2008 | 4

Bernhard Pötter, ProZukunft-LeserInnen durch sein konsumkritisches Buch „König Kunde ruiniert das Land“ (PZ 2007/1) bereits bekannt, hat als Journalist (taz) Zugang zu brisanten Informationen, einschlägigen Meetings von Wirtschaft und Politik sowie zu den Brennpunkten der Klimakrise. Im vorliegenden Buch widmet er sich den „Heizern“ und „Verheizten“ im „Machtkarussel des Treibhauses Erde“. Pötter spricht von „Tätern“, „Opfern“ und „Profiteuren“ des Klimawandels. Zu ersteren zählt er etwa die US-Ölindustrie, die neuen Kohlelobbys („Schwarz ist die Zukunft“), die Abholzer der Regenwälder („Klimakiller der Armen“, die globale Auto– und Airlinebranche („Blindflug in die Zukunft“) sowie die Klimaskeptiker („Fälscher und Leugner“). Als Opfer beschreibt Pötter jene Menschen, deren Lebensgrundlagen vernichtet werden, etwa Klimaflüchtlinge in Afrika, Indigenas in den Regenwäldern, denen buchstäblich der Boden unter den Füssen weggezogen wird, aber auch Farmer, denen es die Ernten verhagelt. Schließlich interessiert sich der Autor für die „Profiteure“ des Klimawandels etwa die Nuklearindustrie und die Gentechnik als neue „Klimaretter“. Pötter beschreibt wohlwollend kritisch auch das neue Geschäft, das Klimaschutz bringt – von der Bauwirtschaft bis hin zu grünen Anleihen („Klimawandel als neueste Investmentstory“). Besonders aufschlussreich ist der vierte Abschnitt „Heiße Spuren, falsche Fährten“, in dem Themen wie die CO2-Lagerung unter den Meeren („Seebegräbnis erster Klasse“ am Beispiel von Statoil in Norwegen, das ja bis 2050 klimaneutral sein möchte) oder auch der CO2-Emissionshandel („Kasino- Kapitalismus fürs Klima“, „Treppensteigen und andere Luftbuchungen“) kritisch unter die Lupe genommen werden. So wie die Titelüberschriften klingen, sind auch die einzelnen Kapitel geschrieben – als leicht zu lesende Reportagen. In „Steckbriefen“ werden zentrale Infos jeweils am Kapitelende nochmals übersichtlich zusammengefasst. Der rote Faden der Berichte ist nicht immer auszumachen, wenn, dann besteht er in der Erkenntnis des Autors, dass die Kluft zwischen Klimarhetorik und tatsächlichem Handeln noch immer eine sehr große ist. H. H.

 

Pötter, Bernhard: Tatort Klimawandel. Täter, Opfer und Profiteure einer globalen Revolution. München: Ökom, 2008. 261 S., € 19,90 [D], 20,50 [A], sFr 33,80 ISBN 978-3-86581-121-9