Stadtteilmanagment - Chancen für die soziale Stadt

Ausgabe: 1999 | 1

Überschaubarer als die von Turbulenzen und Gegensätzen geprägte soziale und politische Entwicklung in Europa, vielfältiger als das Dorf, hat das Interesse an der Stadt(politik) in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Gleichzeitig deutet vieles darauf hin, daß sich in den Städten weltweit sozialer und ökologischer Sprengstoff sammelt - Armut, Gewaltbereitschaft, Luftverschmutzung, die Unverwaltbarkeit von Metropolen u. a. m.

Im Zentrum des vorliegenden Buches steht das Problem der Armut, das in Städten längst kein Randphänomen mehr ist.

Die Herausgeberin und freiberufliche Sozialplanerin Monika Allisch kritisiert in ihrem Beitrag, daß immer noch vernachläßigt wird, daß „Armut auch die eingeschränkte Teilhabe  am sozialen und kulturellen Leben bedeutet und somit materielle und immaterielle Dimensionen hat, die sich im Lebensalltag der Menschen spiegeln“. Gefragt sei daher „nicht allein eine 'Versorgungspolitik', sondern eine städtische Politik sozialer Integration“.

Davon ausgehend werden in diesem Band Modelle vorgestellt, die für eine moderne Stadtplanung äußerst aufschlußreich sind - Ansätze zu einer sozialen, präventiven, gemeinwesenorientierten Stadtentwicklung, zu einer integrativen und aktivierenden Stadtteilarbeit.

Vorgestellt werden einerseits politische und theoretische Konzepte, andererseits Erfahrungsberichte aus mitteleuropäischen und nordamerikanischen Städten (Hamburg, Essen, Manchester, Chicago u. a.). Dabei wird insbesondere der Zusamenarbeit diverser gesellschaftlicher Sektoren und urbaner Institutionen große Bedeutung beigemessen.

Vielleicht könnte man den Zugang am treffendsten als „interdisziplinäre soziale Stadtpolitik“ beschreiben. Somit ist Buch ist nicht für eine spezifische Berufsgruppe geschrieben, es ist vielmehr für übergreifende Projekte aufschlußreich, für PolitikerInnen ebenso wie für SozialarbeiterInnen oder Kulturschaffende, für UnternehmerInnen ebenso wie für Menschen, die im Gesundheitssektor tätig sind - eine reichhaltige Sammlung kreativer Ideen und konkreter Erfahrungen zum gemeinwesenorientierten städtischen Wohnen nach dem Motto: „Den Menschen nahetreten, ohne ihnen auf die Füße zu treten“ (Wolfgang Hinte). I. B.

Im hier erörterten Zusammenhang seien auch zwei von vom Diakonischen Werk der Ev. Lutherischen Kirche Deutschlands kürzlich herausgegebene Broschüren erwähnt und empfohlen:

Chambers, Ed: Organisieren für Familie und Gemeinde. 25 S.: Bereits vor 20 Jahren geschrieben, liegt hiermit - m. W. erstmals in deutscher Sprache - eine authentische Darstellung der von Saul D. Alinsky entwickelten und von der Stiftung „Industrial Areas Foundation” unterstützten Methode des „Community Organizing” vor. Die Voraussetzungen und Erfolge dieses in den USA, aber auch in England sowie in ersten Ansätzen auch in Deutschland erfolgreich praktizierten Ansatzes zur Stärkung kommunaler, bürgerschaftlicher Selbsthilfe, bei dem einer ökumenisch fundierten Wertediskussion zentrale Bedeutung zukommt, werden praxisorientiert vermittelt. Als Einladung, weitverbreitete Vorurteile zu revidieren und im Sinne einer solidarischen Gesellschaft aktiv zu werden, ist auch der Band: 54 Möglichkeiten Obdachlosen zu helfen. Beispiele aus den USA. 95 S., zu verstehen.

Beide Publikationen sind zu beziehen über: Diakonisches Werk, Kastanienallee 9 - 11, D - 26121 Oldenburg, Tel. 0441 - 210 01 - 14. W. Sp.

Stadtteilmanagment. Voraussetzungen und Chancen für die soziale Stadt. Hrsg. v. Monika Allisch. Opladen: Leske + Budrich, 1998. 292 S., DM 48,- sFr 44,50 / öS 350,-