Soziale Gestaltung von Arbeit, Technik und Bildung

Ausgabe: 1991 | 3

Von einer Kritik deterministischer Technik-Konzeptionen ausgehend, definieren die Mitarbeiter dieses Bandes Produktionstechnik als "eine Einheit des technisch Möglichen und des sozial Wünschbaren". Vor diesem Hintergrund werden die jüngsten Ausbildungsformen (insbesondere der Metall- und Technikberufe) als unzureichend dargestellt, da ein expliziter, auf Mitbestimmung der Betroffenen abzielender Bildungsauftrag nicht vorhanden, Zentralismus und eine "Verwissenschaftlichung der Technikentwicklung" auszumachen sei. Um dem "inhärenten Modernitätsrückstand" der beruflichen Ausbildung entgegenzuwirken, werden Randbedingungen möglicher Entwicklungen der Investitions-, Automobil- und Konsumgüter-Industrie entwickelt. Dabei wird die Palette technologischer Innovation (computerunterstützte Konstruktion und Fertigung, Expertensysteme und Robotik) in Form eines "High-tech" - und eines Rezessions-Szenarios ausgebreitet. Auf diese Prämissen und den Grundsatz sozialer Gestaltbarkeit von Technik und Arbeit aufbauend, werden im Folgenden je vier Szenarios für die Berufsarbeit, die Produktionstechnik und die Berufsbildung der Zukunft vorgeführt: Der Antizipation eines „computergestützten Taylorismus". als dessen Folge eine 1/3-Gesellschaft (Fachkräfte/Randtätigkeiten/Sozialhilfeempfänger) nicht ausgeschlossen wird, stellen die Autoren eine humane Variante (Lebenszweck ist Selbstverwirklichung außerhalb der Erwerbsarbeit) und ein Szenario "gespaltene Professionalisierung" gegenüber, nach welchem menschliche Flexibilität und Kreativität mehr genützt wird, als dies bisher der Fall ist. Als Zielvorstellung werden das Szenario "Selbstverwirklichung für alle im Beruf" entwickelt und die begleitenden Maßnahmen einer "antizipatorischen Berufsausbildung" dargelegt. Das "Lernen des Lernens" als Voraussetzung selbstbestimmter Wissensaneignung und ein offenes System von Pflicht-, Wahlpflicht- und Wahlmoduln wird im Einzelnen aufbereitet. Erste Ergebnisse einer formativen Evaluation der Szenarien beschließen den Band, der in der Tat wesentliche Aspekte zukunftsrelevanter beruflicher Weiterbildung vermittelt. Zum selben Thema aus österreichischer Sicht zuletzt erschienen: Hochgerner, Josef: Techniker im technischen Wandel. Analysen zu Veränderungen von Beschäftigung und Qualifikation in technischen Berufen. Eine empirische Studie der Sozialwissenschaftlichen Abteilung der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien. Hrsg. vom Österreichischen Arbeiterkammertag. Wien: Eigen-Verl., 1991. 357 S.   

Berufsbilder 2000. Soziale Gestaltung von Arbeit, Technik und Bildung. Gerald Heidegger (Mitarb.). Opladen. Westdeutscher Verlag, 1991. 649 S., (Mensch und Technik/Sozialverträgliche Technikgestaltung; 18) DM 80,-1 sFr 67,80 / öS 624