Sorgen machen, Gefahren und Perspektiven aufzeigen

Ausgabe: 1996 | 1

Unbestritten sind die Verdienste Günther Schwabs als früher Warner vor den Risiken des technisch-wissenschaftlichen Fortschritts. Sein "Tanz mit dem Teufel" (1958 erschienen) hat als leidenschaftliches Plädoyer wider die Gefahren der Atomtechnologie die Gemüter bewegt und den allzu leichtgläubigen Verfechtern unbegrenzten Wachstums die inzwischen zur Realität gewordenen Schrecken des vermeintlich gebannten "Geists in der Flasche" vor Augen geführt. Gewiß: Man darf, man soll, man muß in Anbetracht der Welt sich Sorgen machen, und es macht Sinn, Gefahren aufzuzeigen.

Die Art und Weise, wie der Autor in seinem jüngsten Buch an diese Aufgabe herangeht, ist eigenwillig; sie dürfte vor allem jene irritieren, die auf die Unterscheidung von Meinung und Fakten (sowie deren Nachweis) Wert legen: Mit dem Hinweis auf die" Freizügigkeit und Zuverlässigkeit der Presse, die manchmal in Frage gestellt wird", gibt Schwab Auskunft über das Zustandekommen dieses Buches, das "zum großen Teil aus Pressemeldungen [entstanden ist]' die ausgeschnitten, geordnet, mit verbindenden Texten versehen und wieder zusammengeklebt wurden ... " Den wenigen Quellenangaben zufolge hat ein auflagenstarkes Kleinformat entscheidenden Anteil an der in dunklen Tönen und kantigen Formulierungen gehaltenen Zeitklage, zu der Günther Schwab in gut dreißig Kapiteln ansetzt.

Während die Warnungen in bezug auf die fortschreitende und vielfach unumkehrbare Vernichtung der natürlichen Lebensgrundlagen durchaus begründet sind, und der Autor mit Nachdruck auf Defizite der Forschung (vor allem hinsichtlich des Waldsterbens) aufmerksam macht, sind es vor allem die Ausführungen des ersten Teils, die auf Widerspruch stoßen dürften. Auf der Basis von Allgemeinformulierungen setzt Schwab zu einer Zivilisationsschelte an, die gleichermaßen Politik, Bildung und Kultur erfaßt und nicht weniger als das Ende des Abendlandes prophezeit. So angemessen der eingeforderte Mut zur Angst auch ist: das abschließende Votum für eine "Hoffnung trotz alledem" scheint mir nur legitim, wenn neben der Kritik auch konkrete Alternativen benannt werden. Ich stelle mir vor, wie leidenschaftlich Robert Jungk mit dem ihm befreundeten Autor dafür gerungen hätte.

W Sp.

Schwab, Günther: ... aber wir fürchten uns nicht! Eine Collage. Hameln (u.a.): Sponholtz, 1994. 148 S. ca. DM/sFr 19,80/ÖS 155