Sommer, Sonne - Ozonalarm?

Ausgabe: 1996 | 3

Alle Jahre wieder wird der Sommersmog zum Lieblingsthema der Medien und ebenso regelmäßig werden wirksame Gegenmaßnahmen gefordert. Erster ernsthafter Versuch in Deutschland war zweifellos die Sommersmogverordnung (1995)' in der Kindern und alten Menschen bei einer zu starken Ozonbelastung geraten wird, in den Wohnungen zu bleiben, "damit die Autos wie gewohnt draußen weiterspielen können". Die Autoren, Mitarbeiter am Öko-Institut Freiburg, sehen gerade darin und in den Ausbauplänen für weitere 12000 Autobahnkilometer die Fortsetzung einer eklatanten Fehlentwicklung. Es geht im vorliegenden Buch deshalb nicht nur um das Problem Ozon, sondern um grundsätzliche Ansätze einer neuen Verkehrspolitik. Matthias Bergmann und Willi Loose beschreiben zunächst die Entstehungsweise von Ozonsmog, erklären auch das Phänomen hoher Ozonbelastungen in Reinluftgebieten sowie die Gefahren für Gesundheit und Umwelt und fordern die Festsetzung neuer Grenzwerte: Anstelle des derzeit gültigen Wertes 3 von 240 ug/m3 soll als Mittelwert über acht Stunden 110 ug/m3 treten. Anschließend werden Maßnahmen für schnelles Handeln gegen Ozonsmog vorgeschlagen und eine Alternative zum derzeit gültigen Gesetz skizziert. Ansätze für eine ökologische Verkehrspolitik stehen im Mittelpunkt eines weiteren Abschnitts, wobei hier v. a. die Möglichkeiten der Kommunen und Länder angesprochen werden. Gerade dort, dies belegen zahlreiche Beispiele aus Berlin/Brandenburg, Wien und Neckarsulm/Heilbronn, existieren enorme Handlungsspielräume zur Förderung von Verkehrsvermeidung und Verkehrsverlagerung auf den OPNV.  Die Verkehrsleistungen in der Bundesrepublik Deutschland stiegen In den letzten Jahrzehnten kontinuierlich an. (Quelle: Bundesminister für Verkehr 1991, 1993) 

Die Autoren machen einmal mehr deutlich, daß Fahrverbote oder technische Lösungen allein nicht ausreichen, sondern eine umfassende Verkehrswende nötig ist. Der Schadstoffausstoß der Autos muß wirksam vor allem durch Reduzierung der mit dem Auto zurückgelegten Strecken vermindert werden. Als erfolgreiches Beispiel für ein neues Mobilitätskonzept wird die Kleinstadt Houten (südlich von Utrecht, NU geschildert, wo durch eine integrierte Stadtentwicklung die Bereiche Wohnen, Arbeiten und Verkehr eng verknüpft werden. A. A.

 

Bergmann, Matthias; Loose, Willi: Sommer, Sonne - Ozonalarm? Perspektiven für eine umweltgerechte Mobilität in der Stadt. Freiburg: Öko-lnst., 1996. 235 S.

 

Weiterführender Literaturtipp: Am Beispiel der Stadt Basel untersucht Martin O. Klemm den Umgang mit dem Problem des städtischen Personenverkehrs: Klemm, Martin O.: Welche Mobilität wollen wir? Unser kollektiver Umgang mit dem Problem des städtischen Personenverkehrs. Eine Untersuchung am Beispiel der Stadt Basel. Basel (u.a.): Birkhäuser 1996. 225 S. (Stadtforschung aktuell)