Selbstorganisation, Arbeit und Kultur

Ausgabe: 1991 | 1

Seit den 70er Jahren entstehen in den westlichen Industriegesellschaften kooperative Wirtschaftsformen quasi als "Bürgerinitiativen" im wirtschaftlichen Bereich. Ihre Ziele sind durchwegs eine menschen- und umweltgerechte Wirtschaft, Selbstbestimmung und Entwicklung einer demokratischen Organisationskultur, getragen vom Wunsch einer anderen Lebensform. Indes ist der in solchen Projekten häufig beobachtete Mangel an wirtschaftlich-organisatorischen Voraussetzungen wie Kapital und Kompetenz oft nicht durch hohe Motivation und Gruppensolidarität aufzuwiegen. Viele Initiativen scheiterten daran. Andere gingen durch ökonomische und soziale Lernprozesse und haben wirtschaftlich prosperiert. Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass Arbeitszufriedenheit und Arbeitsmotivation weit höher liegen als in traditionell geführten Betrieben. Obwohl kooperative Wirtschaftsbetriebe ein weites Feld für gesellschaftliche Innovation darstellen. überdies in wirtschaftlichen Randzonen oft die einzige Möglichkeit der Entwicklung sind, stehen sie inmitten eines durchwegs feindlich gesinnten Umfelds. Häufig auf "Gegenkultur" begründet, sind sie den "Machern" allemal suspekt. Dennoch haben reformorientierte Kräfte in der österreichischen Politik und Verwaltung ein Konzept für "eigenständige Regionalentwicklung" entworfen, das alternativ-ökonomischen wie auch sozialkulturellen Ansätzen Rechnung tragen soll. Am Beispiel der Oglala Lakota-Indianer in der Pine Ridge Reservation in den USA stellt Marchner in Frage, ob "Konzepte von oben" überhaupt   dem Begriff "eigenständige werden können.  Entwicklung" gerecht. Das Buch hat vor allem analytischen Charakter und weist nur ansatzweise auf Zukunftsperspektiven hin. Es vermag aber tieferes Verständnis für die Beweggründe und Hindernisse von "alternativer Ökonomie" zu geben. Alternative Wirtschaft Selbstorganisation

Marchner, Günther: Selbstorganisation, Arbeit und Kultur. Kooperative Wirtschaftsinitiativen - Einblicke und Aussichten. Salzburg: Verlag Grauwerte, 1990. 208 S., DM 22,80/ sFr 19,30/ öS 178