Schlüsselrollen für Unternehmensethik & partizipative -kultur

Ausgabe: 1999 | 2

„Manager, die nicht im Stande sind, das Ganze des Betriebes, der Wirtschaft, der Gesellschaft im Auge zu behalten, also das Gemeinwohl über den eigenen individuellen Erfolg zu stellen, richten mit der Zeit wohl mehr Schaden als Nutzen an.“ (S. 14). Mit Aussagen wie dieser warnt das Autorenduo - eine Wirtschaftspsychologin und ein Leiter der Bildungsabteilung eines größeren Wirtschaftsunternehmens - vor kurzfristigem Gewinndenken wie einem bedingungslosen Konkurrenzprinzip in der Wirtschaftswelt. Im Vorhandensein einer Unternehmensethik, einer partizipatorischen Unternehmenskultur sowie insbesondere in der richtigen Auswahl und Ausbildung der Führungspersönlichkeiten sehen die beiden eine Schlüsselrolle für die langfristige Beständigkeit von Unternehmen.

MitarbeiterInnen, die das Gefühl haben, daß sie in ihren Fähigkeiten gefördert werden, daß man ihre Vorschläge und Kritik hört, die man zum Mitdenken auffordert, stellen „für die Zukunft einer Firma eine unverzichtbare Ressource“ dar (S. 35). Die mangelnde soziale Kompetenz von Managern und die rein sachliche Steuerung von Menschen führe zu einer negativen Selektion in der Belegschaft: „Die tüchtigen Mitarbeiter fühlen sich nicht wohl und wandern ab, die passiven, ängstlicheren suchen den Weg in die innere Kündigung.“ (S. 43). Auch wenn diese Entwicklung fatal sei für den Unternehmenserfolg, wehrten sich gerade jene Führungskräfte gegen Coachings oder Angebote zur Persönlichkeitsbildung, die diese am nötigsten hätten, berichten die Autoren aus ihrer Praxis.

Neben Mitarbeitermotivation und dem Aufbau eines konstruktiven Betriebsklimas geht es Fuchs/Himmelbauer aber auch um die Frage nach Wirtschaftsstrukturen, die Arbeit und Familie sinnvoll vereinbaren lassen und der Arbeitslosigkeit wirksam entgegentreten. Neue Arbeitszeitmodelle werden dabei ebenso thematisiert wie die Forderung an Politik und Gesellschaft, sich gegen den neoliberalen Wirtschaftsgeist zu wehren. Die Kooperation von Gewerkschaften und sozial verantwortlichen Unternehmen  in einem „gegenseitigen Nutzungssystem“ (S. 125) sei, so die Autoren, die einer Arbeitsgemeinschaft für Präventivpsychologie angehören, noch immer die bessere Alternative zu pathologischen Wirtschaftsstrukturen, in denen zuletzt alle verlieren würden. H. H.

Fuchs, Anneliese; Himmelbauer, Josef: „Social Feeling“- Gefühl für Menschen. Pathologisches Wirtschaften und Auswege aus dem Dilemma. Wien (u. a.): Böhlau, 1999. 151 S., DM 58,- / sFr 52,50 / öS 398,-