Rosi Braidotti

Politik der Affirmation

Ausgabe: 2019 | 2
Politik der Affirmation

Rosi Braidotti redet einem Posthumanismus in der feministischen Theorie das Wort. Verankert in der Welt des Poststrukturalismus, hat sie die Idee der „nomadischen Subjektivität“ entwickelt. In dem Buch des Merve-Verlags „Politik der Affirmation“ sind zwei besonders wichtige Essays von ihr dokumentiert, die 2006 und 2008 geschrieben wurden. Braidotti spricht von einer neomaterialistischen, nomadischen Philosophie des Subjekts.

Braidotti sieht die Gegenwart gekennzeichnet von einer Regression auf den politischen, moralischen, gesellschaftlichen, ökonomischen und zwischenmenschlichen Ebenen. Mit diesen Problemen sind wir konfrontiert. Dieses „Wir“ problematisiert Braidotti: Sie spricht von einem materialistischen „Kontinuum als zoe, das heißt dem verschlungenen Netz menschlicher und nicht-menschlicher lebendiger Materie, das dem bios entgegengesetzt ist, das heißt dem spezifischen Stück materiellen und diskursiven Lebens“ (S. 11). Wenn Denken bedeute, in der Welt gemeinsam mit anderen zu handeln, dann müsse man das ethische Subjekt auch in der Welt als relational, nomadisch und in die Welt hinein gerichtet begreifen. Der Schlüsselbegriff der Immanenz bei Braidotti bedeutet, dass man in etwas gemeinsam ist, aber nicht alle dieselben seien. Differenzen werden dann nicht in einem Gegensatzverhältnis gefasst, sondern als interne Modulation innerhalb einer gemeinsamen Materie, die intelligent und selbstorgansiert ist. Das Subjekt erfährt sich in dieser verbundenen Gesamtheit aus Materie und Denken. Die erfahrenen negativen Affekte, Beziehungen und Phänomene innerhalb des Ganzen können durch gemeinsames Agieren bekämpft und so in positive, freudige Leidenschaften verwandelt werden, so der Kern ihrer Ethik. (vgl. S.11f)