Österreich 2025

Ausgabe: 2011 | 1

„Österreich sei ein besonderes Land“, meinen (nicht nur) Harry Gatterer vom Zukunftsinstitut Österreich und Marktforscherin Sophie Karmasin in der Einleitung zu diesem aufwändig gestalteten Band. Grafisch ansprechend (aber nicht immer leicht interpretierbar), dynamisch und stylisch (eben so, wie man es aus dem Umfeld des Zukunftsinstituts mit großer Verlässlichkeit erwarten darf), werden wesentliche Aspekte der Zukunft unseres Landes (überaus wohlwollend und in manchem, wie ich meine, vereifachend zuversichtlich) in den Blick genommen.

 

Das „Ineinanderfügen von ‚Trendforschung’ und ‚Empirischer Marktforschung’“ ermögliche es,  auf Grundlage „nackter Daten“ einen „Zukunftskontext“ auszuleuchten, meinen die Autoren, und wecken damit hohe Erwartungen.  Einleitend präsentierte, aber aus der Befragung nicht explizit abgeleitete „11 Megatrends“ wecken eher Assoziationen zum Netzplan der Wiener Linien.

 

Grundlage der Studie ist eine online-Befragung von 800 Personen, „die repräsentativ für Inter-netuser (rund 70% der Bevölkerung) stehen, womit im Umkehrschluss die Erwartungen von 30% BürgerInnen hier nicht berücksichtigt sind). Welche Werthaltungen, so die einleitende Fragestellung, sind in der Bevölkerung vorherrschend? Dies wird eingangs anhand der (chronologischen) Verortung von Begriffen wie Mobilität, Sinn, Heimat, Zeit u. a. m. erhoben. Daran anschließend werden (nach Gerhard Schulze) vier Erlebnismilieus (Niveau-, Harmonie-, Selbstverwirklichung-, und Unterhaltungsmilieu) ausgearbeitet und (wenngleich nicht explizit und nachvollziehbar) drei Megatrends („Female Shift“, „Neo Ökologie“ und „New Work“) zugeordnet.

 

 

 

Herausforderung Zukunft

 

Was aber verrät die Befragung im Detail? Dazu einige Beispiele: „Die große Mehrheit der Österreicher, nämlich 63%, ordnen dem Begriff ‚weiblich’ mehr Zukunft zu als dem Begriff ‚männlich’“ zu, erfahren wir (S. 10) und nehmen damit einmal mehr zur Kenntnis, dass Erwartung und Realität schmerzlich auseinanderklaffen. (Derzeit werden gerade einmal 9% der Führungspositionen von Frauen eingenommen). Überaus positiv nehmen sich auch die Kennziffern in punkto „Umwelt“ aus: 65% der ÖsterreicherInnen geben an, „sich für den Klimawandel zu interessieren“ (S. 12); für die Hälfte der Bürgerinnen Tirols und Vorarlbergs haben regionale Lebensmittel „sehr große Bedeutung“. Dass hingegen z. B. die Kyotoziele weit verfehlt werden, ist hier kein Thema.

 

Die fünf Hauptkapitel der Studie widmen sich 1.) der Herausforderung, die Potenziale eines „kreativen Schmelztiegels“ auch für die Zukunft zu nutzen. Mit Nachdruck wird 2.) für den Ausbau der Bildungsangebote (von der Früh- erziehung bis an die Hochschulen) plädiert und einmal mehr nachgewiesen, dass Investitionen in diesem Bereich „sich allemal rechnen“. Dem Thema „Glück“ wird 3. viel Raum gegeben. Dabei zeigt sich, dass ’Herr und Frau Österreicher’ vor allem am ‚trauten Heim’ liegt. Dennoch werde in Zukunft dem „persönlichen „Glücksweg“ mehr Bedeutung beigemessen als finanziellem Wohlstand, meinen die AutorInnen. „Destination Selfness“, der 4. „Haupttrend“, zielt schließlich auf das „Steigern der Lebenskompetenz“ (S. 84). „Gelebte Werte“ (Leistung, Vertrauen, Verantwortung) würden immer mehr Menschen veranlassen, sich an der Gestaltung ihres Lebensraums zu beteiligen. Auch dafür – und das ist ein Vorzug dieser Publikation  – finden sich attraktive Bespiele, was insbesondere auch für den 5. Themenbereich „Green Innovation“ gilt. Dennoch bleibt festzuhalten, dass Zukunft nicht vorhersehbar ist, und dies um so weniger dann, wenn der Unterschied von Wunsch und Wirklichkeit bestenfalls ansatzweise auszumachen ist. W. Sp.

 

Österreich 2025. Trend- und Chancenfelder in und für Österreich. Hrsg. v. Zukunftsinstitut Österreich in Zusammenarb. mit Karmasin Marktforschung. Harry Gatterer … (Mitarb.) Kelkheim: Zukunftsinstitut, 2010. 144 S., € 390,- ; ISBN 978-3-938284-56-8

 

(Bestellungen: Zukunftsinstitut, Tel. 0049-6174 9613-0, www.zukunftsinstitut.de)