Oskar Lafontaine: "Das Lied vom Teilen"

Ausgabe: 1989 | 2

"In Verbindung von Individualität und Solidarität liegt die Zukunft". lautet der abschließende Satz des "Liedes vom Teilen ", Bereits in seinem Buch" Die Gesellschaft der Zukunft" hat Lafontaine die Zeichen der Zeit zu subsumieren versucht und damit eine Debatte über die Zukunft der Bundesrepublik, insbesondere der sozialistischen Bewegung ausgelöst. Wesentliche Anliegen des Reformers sind die Überwindung der Arbeitslosigkeit durch einen Solidarbeitrag der oberen Einkommensgruppen, mehr Demokratie durch öffentlichen Diskurs sowie die Regelung der Dynamik des sozialen Wandels. Die Verwirklichung einer " beteiligten Gesellschaft" will Lafontaine über die Humanisierung der formellen Arbeit und Aufwertung der informellen Arbeit erreichen. Der Autor übt Kritik an jenen Experten, die sich in der Debatte zur Arbeitslosigkeit auf demographische Entwicklungen berufen. Er attackiert die verbreitete Meinung, daß hohe Gewinne zu neuen Investitionen führen und die Arbeitslosenzahl senken würden; in der 35Stunden-Wopche sieht er dagegen eine gangbare Alternative. Die politisch eigenwilligen Vorstellungen haben sowohl Sympathisanten als auch Kritiker gefunden, die in diesem Buch auch zu Wort kommen. Erwähnenswert sind v. a. die Beiträge von Björn Engholm, das Streitgespräch zwischen Horst Mettke (IG-Metall) und Detlef Hensche (IG-Druck) sowie das SPIEGEL-Streitgespräch zwischen Lafontaine und Hermann Rappe, in denen altes und neues Denken bewegend aufeinanderprallen.

Lafontaine, Oskar: "Das Lied vom Teilen." Die Debatte über Arbeit und politischen Neubeginn. Hamburg: Hoffmann und Campe, 1989. 294 S.