Niger: Ernüchtert in die Zukunft.

Ausgabe: 1987 | 3

Der Planungsentwurf der Republik Niger bezüglich ihrer Entwicklungsstrategie für die Jahre 1987 bis 1991 war unlängst Grundlage eines Round-table-Gesprächs in der Hauptstadt Niamey. Der Entwicklungsboom der siebziger Jahre durch Ausbeutung der Uranvorkommen ist Anfang der 80er Jahre zu Ende gegangen. Die Auslandsverschuldung nimmt ständig zu. Deshalb sind die Geberländer nun in die Überlegungen zur künftigen Planung einbezogen worden. Änderungsvorschläge beziehen sich unter anderem auf weniger Einflussnahme des Staates. Der Versuch einer grundlegenden Reorganisation des Getreidemarktes wurde bereits durch Freigabe der Verbraucherpreise begonnen. Neben der staatlichen Nahrungsmittelorganisation (OPVN) sollen in Zukunft auch kleine und mittlere Händler Zugang zum Getreidemarkt finden. Diese auf Vorschlag der ·Weltbank eingeleiteten Maßnahmen sollen Wettbewerb und marktgerechtere Preise fördern. Hauptaugenmerk liegt auch hinsichtlich öffentlicher Investitionen auf der Landwirtschaft, als deren Ziel eine Überschussproduktion und der Export in Nachbarländer angesehen wird. Ob durch diese Maßnahmen die Auslandsverschuldung in den Griff zu bekommen sein wird, bleibt abzuwarten, zumal die Agrarpolitik der Industrienationen gerade in diesem Punkt als warnendes Beispiel gelten kann. (Siehe Bechmann, PZ3/87*1 06.) Vielversprechender erscheinen Projekte, die auf landwirtschaftliche Selbstversorgung abzielen (im Gegensatz zu Plänen expansiver Produktion). Ansätze in diese Richtung wurden gerade im Niger schon frühzeitig verwirklicht. Grundnahrungsmittel sind selbstbestimmter Unabhängigkeit allemal dienlicher als Exportwaren wie Erdnüsse, Baumwolle oder Blumen.

Thiesing, Bernhard: Niger: Ernüchtert in die Zukunft. In Niamey wurde der neue Fünfjahresplan beraten. In: Entwicklung und Zusammenarbeit. 28. Jg. (1987), Nr. 6;5. 19-20