Nationalismus und Umweltschutz

Ausgabe: 1991 | 3

Der gespenstische Aufstieg und vordergründig rasche Fall der Republikaner und ihres publizitätheischenden Vorsitzenden F. Schönhuber - "Wir sind die wahren Umweltschützer: denn wer sein Vaterland liebt, wird nicht zulassen, dass es verkommt" - hat dazu beigetragen, dass sich die etablierte Sozialwissenschaft bisher nur am Rande mit diesem Thema beschäftigte. Hier eine Lücke zu schließen, ist Anliegen der Autoren. In Ermangelung ausreichender empirischer Unterlagen arbeiten Jahn/Wehling zunächst spezifische „rechtsökologische Stereotypen" heraus ("Überbevölkerung". Ausländer als "ökologisches Problem") und benennen die" Entwicklung vordergründig konsistenter Argumentationen" sowie dem Brückenschlag zu den etablierten rechten Parteien als mögliches Gefahrenmoment. Die folgende Analyse des republikanischen Wählerpotentials weist einen Sympathisantenkreis von etwa 14 % der Bevölkerung aus; die Selbstdarstellung der Partei als „Hoffnungsträqer der Modernisierungsverlierer" hält einer kritischen Prüfung jedoch nicht stand: Termini wie "Heimat", „Lebensraum" und "Volksgesundheit" werden metaphorisch diffus verwendet, der Anspruch "umweltschützerischer Generalzuständigkeit" erweist sich als obsolet. Dem "Versuch der sprachlichen Entschärfung völkischer Inhalte" entspricht zugleich die Absicht, als „Fortschrittspartei" die Nähe zu Industrie und Wissenschaft zu wahren. Der Blick auf das übrige rechte Spektrum (NPD, DSU, ÖDP) bestätigt, dass-aller Rhetorik zum Trotz - die Entthematisierung der ökologischen Gefährdungen und die Verschiebung der daran geknüpften Krisenerfahrungen angestrebt wird. Hinsichtlich des Anwachsens rechtsradikalen Potentials behandeln abschließend drei Kurzbeiträge unterschiedliche Aspekte: Während K. Bredel A. Krozova einen vorwiegend theoretischen Ansatz zur politischen Psychologie der Masse wählen, weist H.-G. Jaschke tt   auf potentiell steigende Zuwachsraten im rechten Parteienspektrum hin. K. Schacht schließlich warnt aus wahlanalytischer Sicht vor einer verkürzten Wahrnehmung des Phänomens. 

Jahn, Thomas; Wehling, Peter: Ökologie von rechts. Nationalismus und Umweltschutz bei der Neuen Rechten und den "Republikanern", Mit Beitr. v. Karo/a Brede ... Frankfurt/M. (u. a.): Campus-Verl., 1991. 205 S., (Forschungstexte des Instituts für sozial-ökolog. Forschung, Frankfurt/M ) DM 38,- / sFr 32,20 / öS 296,40