Methodenhandbuch Bürgerbeteiligung

Ausgabe: 2017 | 3
Methodenhandbuch Bürgerbeteiligung

Kaum ein Beteiligungsprozess gleicht dem anderen, eine differenzierte Betrachtungsweise, individuelle Zielformulierung und Planung der benötigten Ressourcen sind unumgänglich. Ein gut vorbereitetes Klärungsgespräch zu Beginn des Auftrags „entscheidet zu einem Drittel über den Beteiligungserfolg“ (S. 18). Band 1 der fünfteiligen Reihe „“ präsentiert zehn Beispiele für Erhebungs- und Analysetechniken. Die genannten Erhebungstechniken sind bereits bekannte Methoden der Sozialwissenschaft, die Analysetechniken kennt man vorwiegend aus der Wirtschaftswissenschaft.

So wird die Dokumentenanalyse für Beteiligungsverfahren in der Kommunalpolitik als Erhebungstechnik empfohlen. Hier sehen sich die Akteure mit einer großen Menge an schriftlichen Dokumenten wie Protokollen von Ausschuss-Sitzungen, Beschlussvorlagen, Medienberichten etc. konfrontiert. Die Dokumentenanalyse soll helfen, die Ergebnisse aus den gewonnenen Daten den politisch Verantwortlichen nachvollziehbar zu präsentieren, um gezielte Handlungsstrategien abzuleiten.

Das Explorative Interview wird ebenso als Erhebungsmethode genannt. Diese Form der Befundung kann vertiefende Informationen über aktuelle Fragestellungen, Probleme, Konflikte oder Spannungs-felder generieren. Es geht vor allem darum, eine breite Palette an Meinungen, Erfahrungen und vor allem relevanten Themen zu erheben. Diese Form des Interviews ist zwar zeitintensiv, vermag jedoch in die Tiefe zu gehen, um sich so an die Meinung und Position der Beteiligten heranzutasten.

Eingesetzt werden Explorative Interviews u. a. im Rahmen von Stadtteilarbeit. Hier kann die Methode z. B. helfen, dem Teilnahmeverlust an der Stadtteilvereinsarbeit auf den Grund zu gehen, indem die Gewohnheiten, Bedürfnisse und Interessen von Betroffenen im Stadtteil erfragt werden.

Als weitere Erhebungstechnik am Beginn von Beteiligungsprozessen ist die Feldbeobachtung Gegenstand des Buches. Sie erlaubt unter anderem eine systematische und objektive Wahrnehmung sozialer Interaktion. „Beobachtungen sind in ihren verschiedenen Varianten seit den Anfängen systematischer Datenerhebung die wichtigsten Verfahren zur Wissens- und Erkenntnisgewinnung.“ (S. 59) Es wird unterschieden zwischen der offenen und der verdeckten Beobachtung. Um einem diffusen Beteiligungsprozess vorzubeugen, in dem die Mitwirkenden in verschiedene Richtungen steuern, wird zu Beginn ein Zielfindungsworkshop empfohlen. „Wie einzelne Personen, so können auch Gruppen, oder Gemeinschaften nur dann strukturiert handeln, wenn sie ein gemeinsames Ziel verfolgen.“ (S. 91)

Unter dem Motto „Vorsorge ist besser als heilen“ (S. 113) wird die Risikoanalyse als Analysetechnik für einen gelungenen Prozess empfohlen. Das Projekt-risiko wird als Faktor aus der Einrittswahrscheinlichkeit und der erwarteten Auswirkung berechnet; präventive Maßnahmen können dementsprechend geplant werden.

Als Methode fehlen darf natürlich auch nicht die bekannte SWOT-Analyse, die dazu beiträgt, eine umfassende und präzise Situationserhebung durchzuführen und im Anschluss daran Handlungsempfehlungen abzuleiten. „Die Vorteile der SWOT-Analyse liegen insbesondere in ihrer

Einfachheit und der Besonderheit, dass sehr viele Aspekte und unterschiedliche Gesichtspunkte in die Betrachtung einfließen. Beschrieben und bewertet werden darüber hinaus noch die Ursache-Wirkung- Analyse, die Nutzwert- und die Stakeholder-Analyse.

Der erste Band der Reihe „Bürgerbeteiligung“ ist durchaus zu empfehlen und die Partizipationsperspektive in allen der empfohlenen Methoden ist durchaus interessant. Jede der insgesamt zehn Erhebungs- und Analysetechniken wird ausführlich beschrieben, Beispiele werden genannt und die jeweiligen Ziele und Voraussetzungen beschrieben. Bedingungen einer profunden Vorbereitung und ein Vorschlag für einen erfolgreichen Ablauf werden geboten und weiterführende Literatur zum Thema bereitgestellt.