Medium, Bote, Übertragung

Ausgabe: 2008 | 2

Die Bedeutung von Medien philosophisch zu reflektieren und hier auch einen Perspektivenwechsel vorzunehmen, ist Ziel dieses abschließend angeführten Bandes. Es geht um die Frage, was es heißt, wenn nicht unsere Urheberschaft, wenn nicht unsere konstituierende Funktion und unser “konstruktives Potenzial unserem Selbstbild zugrunde liegt. Was bedeutet es, wenn wir uns nicht als „Macher“, sondern als „Bote“ verstehen? Die Philosophin Sybille Krämer (Berlin) zeigt, dass wir stets im Zwischenraum von Machen und Widerfahren, von Herstellen und Empfangen, von Vollzug und Entzug, von Macht und Ohnmacht agieren. Dieser Überlegung liegt die Annahme zugrunde, dass Kommunikation zu einem Gutteil nicht dialogisch funktioniert, und daher des „Boten“ bedarf. Diese ist aber aber nicht Ursprung und Anfang von dem, was er tut, sondern ‚Medium’; er ist nicht Subjekt im konstitutions- und konstruktionstheoretischen Sinne. Er empfängt und er gibt weiter, was nicht von ihm selbst erzeugt ist. Nicht zufällig tauchen in der Reihe von Botenfiguren nicht nur menschliche Gestalten des Übersetzers, Analytikers und des Zeugen auf, sondern auch nichtpersonale Instanzen wie die imaginäre Figur des Engels, die Krankheitsübertragung durch Viren oder die Eigentumsübertragung durch Geld. Die eigentlich kulturstiftende Leistung, so Krämer, liegt also nicht im Erzeugen, sondern im Übertragen. A. A.

 

Krämer, Sybille: Medium, Bote, Übertragung. Kleine Metaphysik der Medialität. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2008. 378 S., € 28,- [D], 28,80 [A], sFr 48,70

 

ISBN 978-3-518-58492-7