Lexikon der Leistungsgesellschaft

Ausgabe: 2018 | 4
Lexikon der Leistungsgesellschaft
Lexikon-der-LeistungsgesellschaftWie der Neoliberalismus unseren Alltag prägt:

Der Kapitalismus als „eine perfide Maschine, die unsere Kritik am entfremdeten Leben in der industrialisierten Moderne aufnahm und uns mit einem Judo-Griff wieder auf die Matte kapitalistischen Vergesellschaftung warf: Die Ansprüche der Künstlerkritik (…) nach Authentizität, Flexibilität, Selbstverwirklichung, Ganzheitlichkeit wurden zu einer Ressource der Erneuerung des Kapitalismus.“ (S. 11) Das steht in Oliver Nachtweys Einleitung für das Büchlein „Lexikon der Leistungsgesellschaft“. Was dann folgt, sind Selbstbeobachtungen über unser Verhalten im modernen Kapitalismus, die Sebastian Friedrich, Redakteur der Zeitschrift „analyse und kritik“, über „Doping“, „Karriere“, „Marathon“, „Online Dating“ und viele andere Begriffe zusammengetragen hat.

Ein Beispiel, „Coffee to go“: „Wo man früher in aller Ruhe in extra dafür vorgesehen Räumen auf schweren Polstersesseln Platz nahm, muss man heute einen Pappbecher in der Hand halten, um nicht den Eindruck vor sich selbst und anderen zu erwecken, still zu stehen. Der Coffee to go in der Hand symbolisiert Dynamik, Bewegung, Mobilität, Schnelligkeit und Leistungswilligkeit. In ihm verdichten sich die Ansprüche und Versprechen der Leistungsgesellschaft.“ (S. 23)

Von Stefan Wally

Friedrich, Sebastian: Lexikon der Leistungsgesellschaft. Wie der Neoliberalismus unseren Alltag prägt. Münster: ed. assemblage, 2016. 90 S., € 7,80 [D], 8,- [A] ; ISBN 978-3-96044-001-9