Kooperatives Umwelthandeln. Modelle, Erfahrungen, Maßnahmen

Ausgabe: 1995 | 4

Umweltbewußt zu sein heißt noch lange nicht, daß man auch seine Handlungen danach ausrichtet. Das Sprichwort, wonach "der Geist willig, das Fleisch aber schwach" ist, bewahrheitet sich also auch hier, sei dies nun im Hinblick auf die Verkehrsmittelwahl, Energiesparen, Einkaufen oder Abfallbeseitigung. Die gerade für Politiker wichtige Frage ist nun, welche Bedingungen und Maßnahmen umweltverantwortliches Handeln fördern, oder aber auch blockieren können. Mit dieser aktuellen Fragestellung - auch in Österreich wurde unlängst am Institut für höhere Studien (IHS) eine Studie zu diesem Thema durchgeführt - beschäftigte sich im Oktober 1993 eine Umwelttagung an der Universität Bern, an der Vertreter verschiedener sozialwissenschaftlicher Fachgebiete (Soziologie, Ökonomie, Sozialpsychologie) teilnahmen.

Beim hier vorgestellten Band handelt es sich um eine Auswahl der vorgestellten Beiträge. Die Wirtschaftswissenschaftler B. Frey und I. Busenhart untersuchen zwei verschiedene Konzepte der Umweltpolitik: einerseits Informations- und Aufklärungskampagnen, um eine Änderung der Einstellung des Menschen gegenüber seiner Umwelt zu erreichen und andererseits wirtschaftliche Methoden, wonach Umweltnutzung etwas kosten muß. Es stellt sich heraus, daß ökonomische Instrumente sehr effektiv sind, aber nur sehr selten eingesetzt werden. Frey und Busenhart versuchen die Ursachen für diese Tatsache zu klären und fordern für die Umweltpolitik vehement die Anwendung der Preissteuerung für umweltrelevante Materialien, da Vorschriften im Vergleich dazu schlechter abschneiden. In einer ausführlichen Studie untersucht Andreas Diekmann, welche Faktoren - Umweltbewußtsein oder Anreizstrukturen - in welchem Ausmaß das Umweltverhalten tatsächlich beeinflussen. Wie viele andere Studien kommt auch er zu dem Ergebnis, daß Umweltbewußtsein wenn auch schwach, aber doch positiv mit umweltgerechtem Verhalten korreliert (Koeffizient ca. 0,35).

Obwohl dem Umweltbewußtsein demnach direkt nicht allzu viel Bedeutung zukommt, ist es hinsichtlich der Umsetzung politischer Maßnahmen durchaus relevant. Diekmann zeigt in diesem Zusammenhang, daß der Grad der Zustimmung zu neuen Maßnahmen sehr wohl mit dem Umweltwissen und der persönlichen Bereitschaft zu umweltgerechten Handeln anwächst. Neben einer Reihe weiterer Studien zu ähnlichen Themen sei noch ein interessanter und vor allem sehr aktueller Beitrag von E. U. v. Weizsäcker erwähnt, in dem dieser kritische Einwände gegen die ökologische Steuerreform, die vielleicht wichtigste umweltpolitische Maßnahme, diskutiert. Trotz der Aktualität und der Wichtigkeit der Thematik enthält das Buch nicht viele neue Ergebnisse und ist daher nur bedingt empfehlenswert.

R. H.

Kooperatives Umwelthandeln. Modelle, Erfahrungen, Maßnahmen. Hrsg. v. Andreas Oiekmann ... Zürich: Rüegger, 1995. 1925., DM 50,20/sFr42,-/öS 364,