Industrie und Arbeit im EU-Binnenmarkt

Ausgabe: 1994 | 1

Dass die zukünftige Entwicklung des gesamten europäischen Wirtschafts- und Sozialraumes von der Rolle und dem Charakter des Binnenmarktes abhängen wird, ist weithin unbestritten. Unklar ist die Richtung, die dieser Umwälzungsprozess nehmen wird. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob es durch den europäischen Einigungsprozess zu einer Angleichung oder zu weiterer Polarisierung von Märkten, politischen Kulturen, sozialen Strukturen sowie Lebens- und Arbeitsverhältnissen kommen wird.  

Um eine realistische Einschätzung auf dem Feld der Arbeits-, Industrie- und Sozialpolitik bemühen sich die Autoren dieses Bandes. In den Beiträgen werden sowohl die Chancen, als auch die Gefahren in einzelnen Teilbereichen der Integration wie Industriekonzentration, Wettbewerb, sozialer Dialog etc. diskutiert und politische Handlungsfelder abgesteckt. Als Hauptergebnis kann festgehalten werden, dass der Trend des industriellen Wandlungsprozesses in ganz Europa ähnlich strukturiert ist: Neue Produktionsprozesse, ökologische Modernisierung, die Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen und die Sicherung der Mitbestimmung von Arbeitnehmern sind Aufgaben, die erst gemeistert werden müssen. Die Rahmebedingungen, unter denen dies stattfinden kann, das zeigen die einzelnen Länderstudien in diesem Band, sind allerdings jeweils unterschiedlich. Diese Unterschiede müssen realistisch analysiert werden und dürfen nicht in plumper Europa-Euphorie untergehen. Ob es dabei gelingt, wie abschließend Helga Grebing meint, kulturelle und soziale Vielfalt bei gleichzeitig größtmöglicher Gleichstellung und gesellschaftlicher Gerechtigkeit zu erhalten, wird sich erst zeigen. An der Lösung dieser Probleme muss jedenfalls das Gelingen des Projektes "Gemeinsames Europa" gemessen werden.

J.P

Industrie- und Arbeitsstrukturen im europäischen Binnenmarkt. Die große Gleichmacherei?

Hrsg. v. Helga Grebing ... Köln: Bund-Verlag, 1993. 281 S., DM 34,-/sFr 31,30/öS 265