Hannah Fry

Hello World

Ausgabe: 2019 | 4
Hello World

In diesem hervorragenden, wichtigen Buch geht es um Algorithmen oder vielmehr: um die Beziehung des Menschen zu ihnen.

Algorithmen „wandeln eine Folge mathematischer Operationen – mithilfe von Gleichungen, Arithmetik, Algebra, Analysis, Logik und Wahrscheinlichkeiten – in Computercode um. Sie werden mit Daten aus der realen Welt gefüttert, bekommen ein Ziel gesetzt und arbeiten die Rechenschritte ab, bis sie ihr Ziel erreichen“ (S.20). Und damit durchdringen sie unseren Alltag, Social-Media-Feeds, Suchmaschinen und Satellitennavigation gehören wohl zu den offensichtlichsten Beispielen. Fry erklärt kurz und verständlich die Funktionsweisen und Hauptkategorien von Algorithmen, bevor sie die Bandbreite ihrer gegenwärtigen Anwendungsgebiete verdeutlicht. Sie betont die Vorteile der neuen Technologie, weist aber eben auch dezidiert auf kritische Aspekte hin, mit denen wir uns ob ihrer immensen Tragweite dringend beschäftigen müssen. Da wäre etwa die Frage nach Gerechtigkeit, wenn Algorithmen im Justizsystem und in der Polizeiarbeit zur Entscheidungsfindung beitragen; die Frage nach Datenschutz, wenn nahezu alle persönlichen Informationen gesammelt und zusammengefügt werden können; die Frage nach Macht, Moral, Kontrolle. Es geht um die Übertragung von Verantwortung und die alles entscheidende Überlegung, in welcher Gesellschaft wir leben wollen.

Unser Umgang mit Algorithmen ist gegenwärtig verbesserungswürdig und er hätte das Potenzial, den technologischen vom gesellschaftlichen Fortschritt gänzlich zu entkoppeln, das macht Fry deutlich. Am Ende ihrer kurzweiligen Ausführungen plädiert sie für eine „Zukunft, in der wir Maschinen nicht mehr als objektive Herren betrachten, sondern sie wie jede andere Machtquelle behandeln. Indem wir ihre Entscheidungen hinterfragen, ihre Motive untersuchen, unsere Emotionen anerkennen; Auskunft darüber verlangen, wer Nutznießer ist; sie für ihre Fehler zur Verantwortung ziehen und darauf achten, dass wir nicht nachlässig werden. Ich halte dies für den Schlüssel einer Zukunft, in der Algorithmen unter dem Strich eine positive Wirkung für die Gesellschaft haben. Und diese Aufgabe fällt zu Recht uns zu. Denn eines ist sicher: Noch nie waren Menschen so wichtig wie im Zeitalter der Algorithmen.“ (S. 237)