Hauptsache Arbeit?

Ausgabe: 2001 | 3

Der VSA Verlag (www.vsa-verlag.de), der unter anderem die Zeitschrift „Sozialist“ herausgibt, besetzt mit seinem umfangreichen Buchangebot das gesamte Spektrum der als „links“ geltenden Themen, angefangen bei neuen Schriften von Pierre Bourdieu bis hin zu Biographien von ehemaligen KPD-Größen. Soviel sollte vorausgeschickt werden, auch auf die Gefahr hin, bereits damit einen Teil der potentiellen Leser zu vergraulen. Der Sammelband ”Hauptsache Arbeit?” scheint mir jedoch auch für nicht-Linke aus zweierlei Hinsicht erkenntnisreich. Dies auch deshalb, weil die Beiträge nicht nach dem Prinzip „Wes Brot ich ess...“ ausgewählt sind.


Der Band vereint die eingereichten Manuskripte einer Vortragsreihe, und entsprechend unterschiedlich fallen die Beiträge schon rein formal aus. Von einem knappen Konzeptpapier bis hin zum wissenschaftlichen Aufsatz reicht die Bandbreite. Auch die gedankliche Tiefe und der Ansatzpunkt differieren sehr stark. Grottian plädiert in seinem Beitrag lapidar für die staatliche Schaffung von Arbeitsplätzen, Petzold für eine Steuerreform, Hellert für Arbeitszeitverkürzung. Die Autoren haben demnach eine völlig unterschiedliche Problemwahrnehmung und Zielvorstellung, was dazu führt, dass sie nicht das gleiche Thema behandeln. Der Leser muss also selbst die Perlen heraussuchen, wozu sicherlich der hervorragend einführende Beitrag von Eva Senghaas-Knobloch gehört.


Die erste Erkenntnis, die man aus der Lektüre gewinnt, ist also, dass die Linke seit der neuen Mitte scheinbar überall das Herz links schlagen sieht. Die zweite, dass eine Diskussion über die Zukunft der Arbeit nicht zu trennen ist philosophisch-wertorientierten Fragen darüber abzukoppeln ist, wie wir leben wollen, was das Gute ist und wie es zu erreichen sei. Auch zu dieser grundlegenden und wichtigen Diskurs finden sich im abschließenden Teil einige interessante Beiträge. Wären diese zum Ausgangspunkt der Diskussion gemacht worden, hätte man sich manch einen Vorschlag zur schnellen Aktion sparen können. Wer etwa der These, dass mehr Freizeit für alle auch ein gesellschaftlicher Wert sei, nicht folgt, kann das Kapitel über die Arbeitszeitverkürzung überblättern. Andererseits ist das Buch beim Thema Arbeitszeitverkürzung nicht ergiebig. Insgesamt also bietet dieser Band nach dem Prinzip des Reader’s Digest Leseproben zu einem zentralen Thema. L. V.

 

Bei Amazon kaufenHauptsache Arbeit? Massstäbe, Modelle, Visionen. Hrsg. v. Claudia Lenz … Hamburg: VSA-Verl., 2001, 256 S., DM 29,80 / sFr 27,40 / öS 218.