Handlungsempfehlungen für Energiepolitik und Klimaschutz

Ausgabe: 1995 | 3

Der nun vorliegende Schlußbericht der Enquete-Kommission des 12. Deutschen Bundestages ist sicher eines der umfangreichsten Werke zum Thema Klimaschutz. Auf den über tausend Seiten finden sich nicht nur theoretische Überlegungen, sondern auch ein sehr umfassender Katalog an Handlungsempfehlungen für die Endenergiesektoren, den Energiewandlungssektor, den Verkehrsbereich sowie für die Land- und Forstwirtschaft. Die Vielzahl an Möglichkeiten, mit Energie effizient umzugehen was ja Klimaschutz letztendlich ist , macht einmal mehr deutlich, daß es keinen Königsweg in der Klimaschutzpolitik gibt.

Eine wirksame CO2-Minderungspolitik kann nur mit Hilfe eines sektor- und zielgruppenspezifischen Bündels von aufeinander abgestimmten Maßnahmen und Instrumenten erreicht werden. Wurde im Brundtland-Bericht (WCED, 1987) die Forderung nach einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Entwicklung (Sustainable Development) formuliert, so wird es die zentrale Aufgabe der nächsten Jahrzehnte sein, diesen Begriff mit Inhalt zu füllen. Die Enquete-Kommission unternimmt den Versuch, unabhängig von aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen Bedingungen für Sustainable Development auszuloten und entwickelt speziell für den Klimabereich eine Vision für das Jahr 2050.

Die zugrundeliegende CO2-Reduktlonsstrategie entspricht der in Rio de Janeiro verabschiedeten Klimakonvention, die die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentration bis zum Jahr 2050 auf einem Niveau vorsieht, das gefährliche anthropogene Störungen des Klimasystems verhindert. Die Erreichung dieses Zieles bedeutet für die Industrieländer eine CO2-Reduktion von 70-80 % bis 2050 und ist sicherlich nur durch spürbare Selbstbeschränkung möglich. Klaus M. Meyer-Abich, ein Mitglied der Kommission, hält es insgesamt für einen Irrtum, daß billige und praktisch unbegrenzte Energiemengen eine wichtige Bedingung für die künftige Wirtschaftsentwicklung sind. Voraussetzung für eine begründete Abkehr vom Energiewachstum ist seiner Ansicht nach eine Änderung unseres Denkens nach dem Motto: "Wir stehen nicht in der Umweltkrise - wir sind die Umweltkrise. " Vor diesem Hintergrund entwirft er ein Leitbild für den Aufbruch zu einer naturgemäßen Wirtschaft, die von folgenden drei Kriterien charakterisiert wird: Einbettung in das, was schon da ist; natürliche Technik und rationelle Energieverwendung. Mit seinen Vorschlägen geht Meyer-Abich jedenfalls weiter als die Kommission, die hauptsächlich hoch effiziente Technologien empfiehlt.

R. H.

Mehr Zukunft für die Erde. Nachhaltige Energiepolitik für dauerhaften Klimaschutz. Hrsg. v. d. Enquete-Kommission "Schutz der Erdatmosphäre " des Deutschen Bundestages Bann: Economica, 1995. 1540 S., DM/sFr 164,-/ ÖS 1279,-