Globaler Umweltschutz als Verteilungsproblem

Ausgabe: 1997 | 3

Die Rodung tropischer Regenwälder beschert uns ein Drittel des globalen Treibhauseffektes. Angesichts dieser Tatsache und in Erwartung eines exorbitant steigenden Energiebedarfs in den heutigen "Entwicklungsländern" steht die Dringlichkeit des Einlenkens außer Zweifel. Torsten Amelung bedient sich in seiner Annäherung der Philosophie der Umweltökonomie, wonach es langfristig keine Dualität von Ökonomie und Ökologie geben könne. Zentrales Interesse der ersten Hälfte seiner Arbeit ist die Suche nach den direkten und indirekten Ursachen für die Rodung. Hinsichtlich der direkten "Anregungen" räumt er in seiner Analyse kräftig mit weit verbreiteten Vorurteilen auf: So verweist er auf das alles beherrschende Übel des Wanderfeldbaus, welcher 47% der Entwaldung verursacht. Der Beitrag der Forstwirtschaft sei hingegen weit weniger bedeutend als jener der Landwirtschaft, jedoch müsse auch berücksichtigt werden, daß 71% der Erstnutzung von tropischem Regenwald auf deren Konto gehe. Kaum ins Gewicht fallen laut Amelung die Segmente Rohstoffabbau und Nutzung von Wasserkraftpotentialen. Indirekte Ursachen seien vor allem sektorale Anreize der Wirtschaftspolitik - wie Siedlungsprogramme, Steuervergünstigungen oder Subventionen - sowie die mangelnde Institutionalisierung des Privateigentums. In geringerem Ausmaß trage auch das sozioökonomische Umfeld (Bevölkerungswachstum, Armut. Verschuldungsgrad) seinen Teil bei. Bei der Bekämpfung der Folgen müsse mittels einer Änderung der Anreizstrukturen die Internalisierung grenzüberschreitender externer Effekte erfolgen. Da der Treibhauseffekt ein weltweites Problem darstellt. sei eine Umkehrung des Verursacherprinzips durchaus akzeptabel, weshalb der Autor unter den denkbaren Methoden der Beeinflussung internationale Kapitaltransfers gegenüber Handelsbeschränkungen oder Debts-for-Nature-Swaps (Schuldenerlaß gegen Naturschutz) präferiert. Die anfallenden Transferkosten (Schätzungen reichen von 10-125 Mrd. US $ pro Jahr) könnten durch Konversion von militärischen Kräften, Ökosteuern. Ausstellung internationaler Zertifikate U.ä. aufgebracht werden. Wichtig sei es, Transfers in Form von Teilzahlungen über die Bühne gehen zu lassen und sie an "Performance-Auflagen" (Erbringen eines positiven Gesamtergebnisses) zu binden. Kompensationszahlungen sollten zudem nicht als Form der Entwicklungshilfe, sondern als Entgelt für den Export von Umweltdienstleistungen betrachtet werden. Zum Schluß wartet der Autor mit einer sehr detaillierten Untersuchung auf: Ausgehend von einem (fiktiven) kleinen Land und dem intertemporalen Optimierungskalkül der Forstwirtschaft zeigt eine computergesteuerte Simulation, daß Ökosteuern sowie die Verlängerung der Gültigkeit von Holzeinschlagskonzessionen am ehesten positive Auswirkungen auf Umwelt und Wirtschaft haben könnten, während eine Erhöhung des Mindestalters von Bäumen oder die Einrichtung von Naturschutzgebieten nur begrenzte Effekte nach sich zögen. Wenn auch manche Daten nicht brandaktuell sind und etwas weniger ökonomische Theorie der Lesbarkeit dienlich wäre. so stellt Torsten Amelungs Arbeit in jedem Fall einen anregenden Beitrag zur laufenden Diskussion dar. B. E

Amelung, Torsten: Globaler Umweltschutz als Verteilungsproblem im Nord-Süd-Konflikt. Ursachen und Lösungsmöglichkeiten dargestellt am Beispiel der Rodung tropischer Regenwälder. Frankfurt/M. (u.e): Lang, 1997. 307 S.