Friedliche Konfliktbearbeitung in der Gesellschaftswelt

Ausgabe: 1996 | 3

Den Herausgebern dieses Bandes ist zu danken, daß sie ein Forum zur Diskussion der Chancen ziviler Konfliktbearbeitung geschaffen haben. Zunächst skizziert Dieter Senghaas das von ihm entwickelte "zivilisatorische Hexagon", das Frieden aus dem Zusammenwirken der sechs Faktoren staatliches Gewaltmonopol, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, soziale Gerechtigkeit, Konfliktkultur und gesellschaftliche Vernetzungen erklärt. Tobias Debiel analysiert die These der größeren Friedensfähigkeit von Demokratien, die er nur teilweise bejaht. Jacob Bercovitch, Professor für Internationale Beziehungen an der University of Canterbury (Neuseeland) und Mitbegründer der" Mediation" in internationalen Konflikten, analysiert in der Folge die Möglichkeiten und Grenzen dieser Vermittlungsmethode. Überdies werden die UN-Blauhelmeinsätze - Jutta Koch plädiert in Reflexion des Desasters von Somalia für eine Konzentration auf gewaltfreie Peacekeeping-Einsätze - und die friedensfördernden Potentiale regionaler Sicherheitsbündnisse wie der marginalisierten OSZE beschrieben (Peter Schlotter, Claudia Schmid). Während diese Beiträge die Möglichkeiten der Konfliktvermittlung auf Staatenebene reflektieren, widmet sich ein zweiter Teil des Bandes Beispielen der Einbeziehung der zivilen Gesellschaft ("Gesellschaftsweit") in die Bearbeitung (ethno-)politischer und sozialer Konflikte. Thematisiert werden die Erfahrungen in Problemlösungsworkshops, die etwa in Nordirland, im Nahen Osten oder in Zypern durchgeführt wurden, die Bedeutung der Konfliktprävention durch aktiven Minderheitenschutz sowie das Bemühen um zivile “Friedensallianzen". die sich aus der Gesellschaft heraus (NGOs, Unternehmen u.a.) bilden. Auch wenn die hier vorgestellten Konzepte und Erfahrungen weniger spektakulär sind als etwa militärische Einsätze, und immer mit Rückschlägen zu rechnen ist, so macht der vorliegende Band doch sehr deutlich, daß die Möglichkeiten friedlicher Konfliktbearbeitung bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind. H. H.

Friedliche Konfliktbearbeitung in der Staaten- und Gesellschaftswelt. Hrsg. v. Norbert Ropers ... Bonn: Stiftung Entwicklung und Frieden; 1995, 331 S.