Flüchtlingsbewegungen - Ursachen und Folgen

Ausgabe: 1999 | 1

Die Verfügbarkeit von Ressourcen, ökologisch induzierte Konflikte und ökologisch motivierte Bevölkerungsbewegungen gehören nach einer CIA-Studie zu den Sicherheitsbedrohungen der USA. Auch die EU ist bestrebt, durch ihre Migrationspolitik des Schengener Abkommens den Zuzug aus ärmeren Regionen des Südens zu begrenzen. Flucht und Migration von Menschen sind weltweit im Wachsen. Doch was sind die Ursachen hierfür? Lassen sich Asylsuchende von Wirtschaftsflüchtlingen trennen? Was ist mit Kriegsflüchtlingen, die nicht in die Genfer Konvention fallen? Und: Wo finden die großen Flüchtlingsbewegungen tatsächlich statt?

Diese und weitere Fragen erörtert Thomas Roithner in seiner faktenreichen Abhandlung. Er problematisiert das Bedrohungsbild, das im reichen Westen durch das Schlagwort von der „Welt in Bewegung” geschaffen wurde und für eine restriktive Asylpraxis ebenso mißbraucht wird wie für fremdenfeindliche Wahlagitation. Insbesondere spürt der Sozialwirtschaftler und Friedensaktivist aber dem Einfluß ökologischer Zerstörungen auf Flucht- und Migrationsbewegungen innerhalb eines - so wird anschaulich gezeigt - multiplen Ursachengeflechts nach.

Schon gegenwärtig beziffern die ExpertInnen des Internationalen Roten Kreuzes die Anzahl der Umweltflüchtlinge auf ca. 500 Millionen. Die UNEP befürchtet eine Verdoppelung dieser Zahl innerhalb der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts.

Der Autor referiert zunächst die sich verschärfenden globalen ökologischen Krisen und ihre Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der Menschen in den „Entwicklungsländern”, um in der Folge Zusammenhänge zwischen ökologischer Degradation, die in der Regel schleichend vor sich geht, und der Zunahme von Konflikten und Kriegsanfälligkeit von Gesellschaften herauszuarbeiten. Drei Beispiele dienen dabei zur Illustration der aufgestellten Thesen: das Konfliktgebiet in der Sahelzone, das unter fortschreitender Desertifikation leidet, die vom ansteigenden Meeresspiegel bedrohten Ballungs- und Depressionsgebiete Ägyptens und Bangladeshs sowie die ökologischen und wirtschaftlichen Folgen der Schrumpfung des Aralsees.

Als globalen Lösungsansatz empfiehlt Roithner eine nachhaltige Entwicklung und Begrenzung des Wachstums, die er im Bericht „Die neuen Grenzen des Wachstums” von Meadows u.a. (1992) „konkreter und kompromißloser” ausgeführt sieht als in all den UN-Umwelt-, Bevölkerungs- und Sozialgipfeln der Jahre danach.

Die Abhandlung besticht durch die Vielzahl an herangezogenen Argumentationsquellen aus der entwicklungspolitischen Debatte und Friedensforschung. Daß der Autor dabei persönliche Stellungnahmen nicht scheut, ist dem Thema nur angemessen. H. H.

Roithner, Thomas: Eine Welt in Bewegung. Ursachen und Folgen umweltbedingter Migration. Linz: Universitätsverl. R. Trauner, 1998. 188 S. (Linzer Schriftenreihe für Entwicklungszusammenarbeit; 6) DM 34,- / sFr 31,50 / öS 248,-