Ernährungs(un)sicherheit

Ausgabe: 2015 | 3
Ernährungs(un)sicherheit

weltunfriedenDie seit dem Millenniumsbeginn 2000 alle zwei Jahre durchgeführten „St. Johanner Friedenstage“ haben sich – von Beginn an von einem engagierten Team auf hohem Niveau gestaltet – zu einem weitum geschätzten und anerkannten Forum des internationalen Friedensdiskurses entwickelt. Eindrucksvoll wird mit dieser Veranstaltungsreihe dokumentiert, wie das Zusammenwirken von Akteuren aus unterschiedlichen Bereichen (Volkskultur, Erwachsenenbildung, Entwicklungszusammenarbeit, Schulwesen und dem Anliegen gegenüber aufgeschlossenen politisch Verantwortlichen), vor allem aber mitgetragen von der Sympathie und dem berechtigten stolz der Bürgerinnen und Bürger, etwas Besonderes wachsen und gedeihen kann.

Ganz zu Recht wurden, diesen Zusammenhang reflektierend und würdigend, die „Friedenstage 2014“ mit der Ernennung von St. Johann – Bezirkshauptstadt der Salzburger Region Pongau – zu einer „Fair-Trade-Gemeinde“  sowie mit der Vergabe des Preises „Ökostil“ an den dort ansässigen „Weltladen – Fair Trade“, von welchem alles bisher Erwähnte vor 30 Jahren seinen Anfang nahm, eröffnet. Prominente Referenten, allen voran Franz Fischler, der ehemalige EU-Kommissar für Ernährungsangelegenheiten, aber auch Fachleute wie Hans Eder, Leiter der vor allem in Südamerika aktiven NGO „INTERSOL“ stellen das ebenso breite wie hochkarätige Niveau dieser Veranstaltung unter Beweis.

 

Der Blick auf globale Zusammenhänge

Neben der breiten Mitwirkung der Bevölkerung, eindrucksvoll dokumentiert durch Schulprojekte zum „Ökologischen Fußabdruck“ oder die Erarbeitung eines „Musicals der bunten Vögel“ an der im Stadtzentrum gelegenen Volks- [=Grund]schule sowie Projekte der am Ort aktiven „Kultur-Plattform“ waren es vor allem die in vier Foren diskutierten Themen, die den Blick auf globale Zusammenhänge lenkten. „Neue Grüne Revolution mit Gentechnik versus Ökosoziale Alltagskultur“ (Forum 1) gab etwa einem Biolandwirt aus Oberösterreich, einer Agrar-Integrationsberaterin, die über Landgrabbing in Indien referierte, sowie einem Mitglied von „AGRARATTAC“ Gelegenheit, über den sprichwörtlichen Tellerrand zu blicken. In Forum 2 wurde dagegen das Thema „Biolandbau: von fairen Produkten zum fairen Genuss“ erörtert, während sich ein weiterer Arbeitskreis dem Thema „Friedensfördernde Bedeutung von Artenvielfalt, Ernährungssicherheit und -souveränität“ widmete. Hier besonders aktuell erscheint mir der bislang viel zu wenig bedachte Hinweis von Franziskus Forster, dass die EU die Politik des „Landgrabbing“ nicht etwa nur im gar nicht mehr „fernen Afrika“, sondern auch in Europa selbst massiv fördert und damit die Voraussetzungen regionaler Vielfältigkeit untergräbt. In Forum 4 schließlich wurde über „Anti-Gentechnik-Initiativen weltweit – und wie du dich beteiligen kannst“ lebhaft diskutiert. Mit einem Resümee zu den Friedenstagen 2000-2014 und einem in Anbetracht der Qualität und Breitenwirkung hoffentlich nur rhetorisch gestellten „?“, wie es im Hinblick auf die Zukunft dieser Veranstaltung weiter geht, schließt ein vom Umfang her schmaler, von der Sache her aber höchst gewichtiger, auch fotografisch professionell gestalteter Band von größter Zukunftsrelevanz. Walter Spielmann

 Ernährungs(un)sicherheit und Welt(un)frieden. Veranstaltungsbericht zu den Friedenstagen in St. Johann im Pongau. Neukirchen a. Grv.: Verl. Tauriska, 2015. 79 S. € 12,- ; ISBN 978-3-901257-51-3