Embryohandel - die Verwendung von Menschenmaterial

Ausgabe: 1988 | 3

Der Kauf von vier abgetriebenen Embryonen bei einem Gynäkologen und deren Untersuchungen im pathologischen und gerichtsmedizinischen Institut sind der Anfang einer abenteuerlichen Suche im Labyrinth des Embryohandels in der Schweiz. Es handelt sich aber weder um einen Krimi noch um eine Science-Fiction-Story. Der Autor versucht vielmehr durch arbeitsintensive Recherchen den Nachweis zu erbringen, daß menschlich-embryonales Material für verschiedenste Zwecke Verwendung findet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten brachte detektivische Hartnäckigkeit schließlich doch noch konkrete Ergebnisse. Der Nachweis der kommerziellen Verwendung von Embryonen und Föten wird erbracht. "Gesichert ist sie bei der Herstellung von Impfstoffen, der Schädlichkeitsprüfung von Medikamenten, der Produktion und Testung monoklonaler Antikörper und von Interferonen, der Zelltherapie, der Herstellung von vorgeburtlichen Diagnostik und schließlich im Ausland bei der Testung von biologischen Waffen." Was hier für die Schweiz zutrifft, wird unschwer auf andere Länder zu übertragen sein. Stutz stellt weiters fest, daß bei der Kosmetikherstellung und der Frischzelltherapie Embryomaterial verwendet wird. Weiters konnte die Verwendung von "Menschenmaterial" in Lehre und Forschung sowie die Transplantation pränataler Organe nachgewiesen werden.

Stutz beschäftigt sich auch mit der In-vitro-Fertilisation und der Gentechnologie, die beide neue Dimensionen des Embryohandels eröffnen. Gemeint ist damit die Möglichkeit, durch Präembryonen an vorgeburtliches Leben heranzukommen. Man läßt weibliche und männliche Keimzellen außerhalb des weiblichen Körpers verschmelzen und erhält menschliche Keime in ihrer frühesten Entwicklungsphase. Präembryonen "können aufgespalten, geklont, genetisch verändert, mit tierischem Erbmaterial kombiniert, außerhalb des Mutterleibes aufgezogen werden usw.".

Zwar sind die ethischen Schranken hinsichtlich der Gentherapie momentan noch schwer zu überwinden, aber wie lange noch. Stutz zeigt, daß die Phase weitgehender genetischer Manipulation und Geschäftemacherei längst begonnen hat und daß die Diskussion darüber enorm wichtig ist. Geschieht dies nicht, werden viele Wissenschaftler ihre Kenntnis dazu nützen, "in aller Stille und fernab einer kompetenten Öffentlichkeit am ungeborenen Leben zu forschen. Eines Tages werden sie uns vor vollendete Tatsachen stellen. Ob wir das wollen?"

Stutz, Samuel: Embryohandel. Zytglogge, Bern. 1988. 174 S. DM 27,-/ sfr 24,-/ öS 210,60