Die Zukunftsmacher

Ausgabe: 2007 | 4

Die Suche nach Menschen, „die für die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts innovative und nachhaltige Lösungen bereithalten“, führte das Autorenpaar rund um die Welt. Auf ihrer zwölfmonatigen Reise führten sie 236 Interviews mit Menschen, die durch ihr Engagement jenseits von Geld und Markt innovative Leistungen vollbrachten. 23 von ihnen werden in Portraits im vorliegenden Band als Vorbilder und „Zukunftsmacher“ gewürdigt. Positiv vermerkt sei, dass hier fast ausnahmslos  keine prominenten Persönlichkeiten (Amory B. Lovins, US-amerikanischer Experte für Ressourceneffizienz ist eine solche) vorgestellt werden, sondern Aktivisten aus Überzeugung, die in ihrem Bereich einiges bewegt haben und immer noch bewegen.

 

Albina Ruiz Rios ist eine von ihnen. Sie wuchs im peruanischen Dschungel auf und begann Anfang der 90er-Jahre, sich mit dem Thema Müll auseinanderzusetzen. Die Aktivistin entwickelte ein innovatives Abfallsystem für die Armenviertel in Lima, das durch eine funktionierende Müllabfuhr nicht nur die Gesundheit fördert, sondern auch eine Reihe von Miniunternehmen entstehen ließ. Ein weiteres Beispiel: Safia Minney, Londoner Magazinmanagerin, entschloss sich nach einer Südostasien-Reise, ihr eigenes Marketing-Beratungsunternehmen zu gründen. Sie spezialisierte sich darauf, ethnische Minderheiten und gemeinnützige Organisationen zu beraten und ihr Wissen zu Themen auszubauen und zu publizieren, die ihr wichtig waren. (S. 35) „Japan for Sustainability“ heißt die Organisation von Junko Edahiro, mit der sie das Ziel verfolgt, die Welt über Japans Fortschritte im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit zu informieren (www.japanfs.org).

 

Dem Banker und Umweltaktivisten Thilo Bode ist das einzige deutsche Porträt gewidmet. Bode war von 1989 bis 1995 Geschäftsführer der Umweltorganisation Greenpeace in Deutschland, von 1995 bis 2001 bekleidete er dieselbe Position für Greenpeace International. 2002 gründete er die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch, die über die Qualität von Nahrungsmitteln informiert und sich für die Rechte der Verbraucher einsetzt (www.foodwatch.de). In seinem Buch „Die Demokratie verrät ihre Kinder“ zeigt er, wie sehr nationale wie internationale Politik und Wirtschaft von Lobbys beeinflusst werden, und wie dies zur Erosion der Demokratie führt.

 

Zweifellos haben die hier vorgestellten ermutigenden Beispiele Nachahmungswirkung, die im dritten Kapitel in Ratschlägen zur Umsetzung für eigenes Engagement münden. Bei den Autoren selbst hat die Reise dazu geführt, dass sie die Dinge heute anders wahrnehmen und deshalb bewusster einkaufen und sich vorwiegend vegetarisch ernähren. Darüber hinaus entwickelten sie ein Konzept, das es ermöglicht, „durch profitable Geldanlagen zur Steigerung der nachhaltigen Lebensqualität beizutragen“ (www.formafutura. com). Gleichzeitig wollen beide mit „MyImpact“ (Kontakt unter info@myimpact.net) eine Plattform etablieren, auf der Menschen und Projekte zusammenfinden.

 

Ein Essay des Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus rundet den Band ab. Er weist insbesondere auf die Bedeutung von „Social Entrepreneurs“ hin, die sich, wie das Autorenduo auch, nicht an Profitmaximierung, sondern an gesellschaftlichen Zielen orientieren. A. A.

 

Stefanska, Joanna; Hafenmayer, Wolfgang: Die Zukunftsmacher. Eine Reise zu Menschen, d. d. Welt verändern – u. was Sie von Ihnen lernen können. München: oekom, 2007. 253 S., € 19,90 [D], 20,50 [A], sFr 35,-

 

ISBN 978-3-86581-086-1