Die industrielle Zerstörung der Natur

Ausgabe: 1990 | 4

Betroffenheit, Zorn und zugleich auch Perspektiven einer sozialverträglichen Gesellschaft mit Optionen auf eine lebenswerte Zukunft zu vermitteln, fällt in Anbetracht der medialen Reizüberflutung nicht leicht. Publikationen, die Emotion und Ratio gleichermaßen ansprechen, sind in der Tat ein Glücksfall, wenngleich gerade hier auf erprobte Konzepte zurückgegriffen werden konnte. Als Abschluss der zurecht vielbeachteten Ausstellungen "Grün kaputt" (1983) und "Alptraum Auto" (1986) vermittelt dieser" Katalog" das erschreckend lange Register mensch- und naturverachtender Kurzsichtigkeit und Profitgier aufs eindrücklichste: Auf gut hundert Seiten sind die Absurditäten der Industriegesellschaft in enthüllender Bildhaftigkeit vergegenwärtigt. Der brutale Zugriff auf die Natur in allen Höhen- und Breitengraden, die Brutalität und Ignoranz, mit welcher wir uns scheinbarer Vorteile wegen den Weg in die Zukunft verbauen - dies zeigen durchwegs hervorragende Farbfotografien weit besser als viele Worte. Dass es den Herausgebern darüber hinaus gelungen ist, durch eine ausgewogene Auswahl sach- und problembezogener Texte und essayistischer Beiträge die vertiefende Beschäftigung mit dem Thema auf gleichem Niveau zu gewährleisten, ist nicht weniger hervorzuheben. In ihrer Eindringlichkeit kaum zu überbietende Briefe aus Sellafield stehen neben engagierten Analysen der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Hier wird deutlich, dass sich wissenschaftliches und persönliches Engagement keineswegs ausschließen, sondern einander bedingen, wenn dem Treiben der Profit- und Machtgierigen ein Ende bereitet werden soll.

Sein oder Nichtsein. Die industrielle Zerstörung der Natur. Hrsg. v. Sylvia Hamberger ... München: Raben-Verl., 1990. 246 S., ca. DM 36,- / sFr 30,50 / öS  5  280,80