Die Generationenfalle

Ausgabe: 1989 | 4

Die beiden Autoren verstehen es, ihre Forschungs- und Denkergebnisse so darzustellen, daß farbige Bilder eines spannenden Prozesses entstehen. Für sie ist "Generationenbeschwörung ... kollektive Vergangenheits- und Zukunftsbeschwörung". Traditionell bildet sich der Altersgruppenrhythmus aus dem sozialen Geschehen und ist so die Grundlage für gemeinsames Zeitverständnis. Doch in die Generationenfalle tappt, wer glaubt, Lebenszeit auch heute noch als Kontinuität messen zu können und nicht in Modulen, so wie die Jungen es heute mit dem Fernsehprogramm tun: "switchen". Jugend ist nicht mehr selbstverständlich Motor sozialen Wandels, vor allem wenn Jugend wie Alter - in einem das Gefühl der Hilflosigkeit auslösenden Maß als konsumgesteuert begriffen werden. Leblosigkeit und Beziehungsunfähigkeit als Folge unverarbeiteter faschistischer Vergangenheit durch die betroffene Generation, zunehmende Resignation angesichts der Unmöglichkeit, eine gesunde Erde für die nachfolgende Generation zu bewahren, werden als besondere Belastungen für die derzeitige Erwachsenengeneration beschrieben. Neue altersgruppenübergreifende Schichten haben neue Bezeichnungen gefunden („dinks" - double income, no kids, ”Woopies" - well off older people) insgesamt kein Szenario der zunehmenden autonomen Mitgestaltungsmöglichkeit, sondern eher eine Art neue Verbindung zwischen Jugend und Alter im verordneten Konsum.

Böhnisch, Lothar; Blanc, Klaus: Die Generationenfalle. Von der Relativierung der Lebensalter. Frankfurt/M.: . Luchterhand, 1989. 132 S. (Sammlung Luchterhand; 853)