Deutschlands Einheit und Europas Zukunft

Ausgabe: 1992 | 3

Als Großmacht in der europäischen Politik wird Deutschland nicht nur mit wachsenden Ansprüchen und Erwartungen konfrontiert, sondern auch mit der Sorge, es könnte bisher gebannte politische Traditionen wiederaufleben lassen. In diesem Band der Reihe Friedensanalysen beschäftigen sich 13 Autorinnen mit der Frage, ob die Überwindung der Teilung nun Risiko- oder Stabilitätsfaktor im gesamteuropäischen Einigungsprozess ist. Zunächst werden Ungewissheiten der künftigen europäischen Ordnung, das ambivalente Erbe der DDR und die unterschiedliche Vergangenheitspolitik in beiden deutschen Staaten sowie der Begriff der nationalen Identität thematisiert. Neben dem Vorschlag eines Marshallplans für die ehemaligen sozialistischen Länder und einem NATO-Beitritt der ehemaligen Sowjetunion stehen durchaus ambivalente Aussagen zu Fragen deutscher Hegenomie zur Diskussion. Abschließend finden sich Beiträge zur sicherheitspolitischen Einbettung Deutschlands in Europa. Für G. Krell von der HSFK in Frankfurt stehen die Chancen besser denn je, dass Deutschland zu einem stabilen Faktor in der europäischen Friedensordnung werden könnte. P. Schlotter beschreibt das institutionelle Geflecht, in dem der Einigungsprozess vonstattengeht. Er sieht darin die Möglichkeit, machtstaatliche Ambitionen erfolgreich "einzuhegen" und meint, dass die künftige Aufgabe deutscher Politik im Prozess der gesamteuropäischen Einigung eine wesentliche Rolle spielen sollte. Aus amerikanischer Sicht spricht abschließend M. Hampton von der deutschen Vision einer neuen Weltordnung und der" Bereitschaft von staatlichen Akteuren zu Multilateralismus und kollektiver Entscheidungsfindung in der Gestaltung der Weltpolitik".  Alfred Auer   

Deutschlands Einheit und Europas Zukunft. Red.: Bruno Schoch. Frankfurt/M..: Suhrkamp, 1992. 340 S., (edition suhrkamp; NF 783) (Friedensanalysen; 26), DM 20,- / sFr 16,90/ öS 156