Der ökologische Umbau der Industriegesellschaft

Ausgabe: 1988 | 1

Alles deutet darauf hin, daß der ökologische Umbau der Industriegesellschaft dort seinen Ausgangspunkt nimmt, wo die (zunehmend) fragwürdigen Triumphe einer permanenten Wachstumseuphorie die tiefsten Wunden geschlagen und die Natur am radikalsten unterdrückt haben. In den Städten - darin stimmen die Autoren dieses Bandes überein - wachsen jene Ideen, die unsere Zukunft entscheidend prägen und verändern werden.

Ausgehend von zehn Thesen zur Zukunft der Stadt werden vor allem die sozialen und rechtlichen Voraussetzungen einer ökologischen Gestaltung des urbanen Lebensraumes diskutiert. Dabei kommen auch die Behinderungen zur Sprache, denen eine in Eigenverantwortung und Selbstbestimmung tätige Gesellschaft (noch) ausgesetzt ist. Es sind nicht nur zentralistische, wachstumsorientierte Planungsmentalitäten und restriktive Bauvorschriften, die dem Neuen, Ungewöhnlichen oft im Wege stehen. Vielfach fehlen auch (finanzielle) Anreize, sparsame, umweltschonende und menschliche Wohn- und Lebensformen zu erproben. Hier bietet der Band manche Anregung, zeigt Möglichkeiten neuer Kooperation in freier Trägerschaft und gibt konkrete Beispiele dafür, wie umweltverträglich( er)es Leben erfolgreich praktiziert werden kann.

Es wird deutlich, daß erfolgversprechende Ansätze der Umorientierung zwar von außen (und manchmal auch von oben) initiiert und gefördert werden können, aber stets von der Überzeugung des einzelnen ihren Ausgangspunkt nehmen müssen. In der Tatsache, daß immer mehr Menschen vom traditionellen Lohn- bzw. Arbeitsschema abgekoppelt werden und nach sinnerfüllter, in neuer Gemeinschaft ausgeübter Lebenspraxis suchen, liegt - wider allen Zynismus in Anbetracht der wachsenden Arbeitslosigkeit - auch die Chance für eine neue städtische Kultur.

Ökologische Stadtplanung. Konzeptionen und Modelle / Ekhart Hahn (Hrsg.). Frankfurt/Main: Haag und Herehen, 1987. 222 S. (Arnolsteiner Schriften zur interdisziplinären Ökonomie; 13). DM 34,80/ sfr 29,20/ öS 272,-