Nick Lane

Der Funke des Lebens

Ausgabe: 2018 | 1
Der Funke des Lebens

Zelluläre Lebewesen werden in drei Domänen geteilt. Es gibt Bakterien und Archaeen, das sind je sehr einfache, kleine Zellen, die vor etwa 4 Milliarden Jahren entstanden sind und sich seitdem kaum veränderten, sie werden auch unter dem Begriff Prokaryoten zusammengefasst. Und es gibt Eukaryoten, äußerst komplexe Zellen, die Bühne der Erde vor etwa zwei Milliarden Jahren betretend, in ihrer ersten Form Urahn aller komplexen Lebensformen, vom Pilz bis zum Menschen. Wie entstand diese erste Zelle, der Anfang unseres Lebens? Der britische Biochemiker Nick Lane wagt den Versuch einer Antwort.

Alle komplexen Lebensformen verfügen über erstaunlich viele Gemeinsamkeiten, die sich allesamt bei den Prokaryoten nicht finden, vom Geschlecht, übers Altern bis zum programmierten Zelltod. Warum ist dem so? Lane führt die Ursprungszelle des Lebens nicht wie so oft auf chemische, sondern auf energetische Prozesse zurück. Bakterien und Archaeen sind jeweils in ihrer Energie limitiert, aber: „Ein einzelnes Ereignis, bei dem ein Bakterium irgendwie in das Innere eines Archaeons gelangte, überwand diese endlose energetischen Einschränkungen. Jene Endosymbiose führte zur Entstehung der Eukaryoten, mit schier aus allen Nähten platzenden Genomen, dem Rohmaterial für morphologische Komplexität.“ (103f.) Für Lane steht fest, dass Leben einen ununterbrochenen Strom von Energie benötigt, dass der Energiefluss darüber entscheidet was möglich ist und was nicht. Eine Endosymbiose zweier Prokaryoten erachtet er demnach aus energetischen Gründen für die Entwicklung komplexen Lebens als zwingend erforderlich. Die Außergewöhnlichkeit dieses Ereignisses auf der Erde lässt ihn weiteres Leben im Universum als möglich, aber als selten vermuten. Viel wahrscheinlicher wäre die Stagnation der Komplexität auf bakteriellem Niveau.

Lane möchte unterhaltend schreiben, aber nicht auf entsprechende Fachtermini verzichten. Um eine verständliche Lektüre auch ohne Vorwissen zu sichern, findet sich im Anhang ein umfangreiches Glossar. Damit gewappnet, lassen sich die Kapitel gut durcharbeiten: Von der Frage, was es bedeutet zu leben, über die Entstehung und Komplexität von Zellen bis hin zu vorsichtigen Zukunftsprognosen. Häufige Verweise auf bedeutende wissenschaftliche Beiträge ermöglichen zudem eine Kontextualisierung des vermittelten Wissens im Entwicklungsstrang der Geschichte.