Demographische Informationen über Österreich

Ausgabe: 1997 | 2

Im Jahr 2021 wird es in Österreich 7,8 oder 8,3 oder 9,2 Mill. Menschen geben, je nachdem welches Szenario tatsächlich eintritt: das Basisszenario (konservativ geschätzte Binnen- und Außenwanderungs- sowie zurückhaltende Fertilitäts- und Mortalitätsvarianten), das Wachstumsszenario (höhere Migration, Fertilität und Lebenserwartung) oder das Stagnationsszenario (deutlich sinkende Fertilität bei gleichbleibender Binnenwanderung). Dies ist nur ein Beispiel für die Möglichkeiten und Grenzen demographischer Prognosen. Der vorliegende Sammelband zeichnet sich insgesamt dadurch aus, daß er verschiedene Untersuchungen zu politisch relevanten Themen, die mit der Bevölkerungsentwicklung verbunden sind, gut gegliedert - und auch nachvollziehbar und verständlich - präsentiert. Drei Untersuchungen aus dem Bereich "Familien- und Sozialpolitik" erheben Einstellungen und Rahmenbedingungen zu Fragen wie Kinderwunsch. Kinderzahl. Berufsunterbrechung von Frauen sowie Frauenrollen und -bilder (im Vergleich Spanien - Österreich). Nicht minder aktuell ist der Fragenkomplex Migration, dem drei Beiträge gewidmet sind. Werner Holzer und Rainer Münz haben die Einstellungen zu Migration, ausländischer Bevölkerung und staatlicher Ausländerpolitik unter der 20- bis 54-jährigen Bevölkerung in einer repräsentativen Umfrage erhoben. Die Ergebnisse sind teil-  weise sehr entlarvend: während einerseits 39% die Anzahl der in Österreich lebenden Ausländerinnen deutlich unterschätzen, sind 53% für eine Begrenzung der Zuwanderung und 34% für einen generellen Zuwanderungsstopp. Dieses Meinungsbild wird von den Autoren dahingehend interpretiert daß die Skepsis in Migrationsfragen weder mit persönlichen Lebensumständen oder der realen Konfrontation mit Ausländerinnen im Alltag zu tun hat, "sondern eher mit Stereotypen und dem öffentlichen Meinungsklima. Denn die Skepsis gegenüber Fremden gibt es auch und gerade in Regionen, in denen fast gar keine Ausländer leben". Weitere Untersuchungen, u. a. zur Sterblichkeit unter sozioökonomischen Gesichtspunkten und Prognosen für den postsekundären Bildungssektor bis zum Jahr 2010, sowie eine Bibliographie und englische Zusammenfassungen runden den informativen Band ab, dem es gelingt statistisches Material spannend und aktuell aufzubereiten und zu interpretieren. PA.

Demographische Informationen 1995/96. Hrsg. v. Institut für Demographie der österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: österr. Akademie der Wissenschaften. 1997. 166 S., DM / sFr 46, - / öS 360