Das neue Chaos der nationalen Egoismen

Ausgabe: 1993 | 3

Ob in Bosnien oder Somalia, was niemand in der Friedensbewegung wahrhaben wollte, die Realität scheint es zu bestätigen: Das Ende des Kalten Krieges hat der Welt nicht das ersehnte Zeitalter des Friedens gebracht. Im Gegenteil: gewalttätige Konflikte in aller Welt nehmen zu. War also die martialische Waffenstarre, wie etwa von manchen Apologeten der Nato-Nachrüstung behauptet wurde, doch der beste Garant für den Frieden? Die Beiträge des vorliegenden Friedensberichtes 1993 drücken vor allem Ratlosigkeit darüber aus, wie gewalttätige Konflikte vermieden werden könnten. Ist der Pazifismus am Ende? Jedenfalls zeigen sich heute Bedrohungsherde, die ehedem vorn Dualismus zwischen den USA und der UdSSR überlagert und zugedeckt worden waren. Hinzu kommen Konflikte, die ihre Wurzeln in Bevormundung ethnisch eigenständiger Volksgruppen durch die vormals zentralistischen Gebilde des ehemaligen Ostblocks haben. Patentrezepte zur Lösung dieser Konflikte können die Friedensforscher, nur zu verständlich, nicht liefern. Bestenfalls Denkansätze, wie den Hinweis, daß Demokratie und Entwicklung Elemente zur Konfliktverminderung sind. Hervorgehoben sei auch der Ansatz Khalid Durans, der auf die "sanften" Tugenden in Islam und Christentum verweist. Das Problem, so Duran, sind die Fundamentalisten aller Religionen. E. H.

Das neue Chaos der nationalen Egoismen. Friedensforscher zur Lage. Hrsg. v. Österreichischen Institut für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK) ... Zürich: Ruegger, 1993. 221 S., (Dialog, Beiträge zur Friedensforschung; 24, 1-2/1993) DM 25,60 / sFr. 21,80 / äS 200