Blaue Zukunft

Ausgabe: 2015 | 2

Am 28. Juli 2010 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen eine Resolution, die den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung als ein Menschenrecht anerkennt, „das unverzichtbar für den vollen Genuss des Lebens und aller Menschenrechte ist“. Damit beginnt Maude Marlow ihr Buch „Blaue Zukunft“. Sie selbst hat als Umweltaktivistin wesentlich zum Zustande-Kommen der Resolution beigetragen. Dass wir von der Umsetzung leider weit entfernt sind, belegt die kanadische Journalistin und UN-Beraterin, die u.a. mit dem Right Livelihood Award ausgezeichnet wurde, an zahlreichen Beispielen.

Beschrieben wird die „Agrarindustrie als Wasservernichter“ ebenso wie der Zusammenhang von „Wasserdurst und Energiehunger“ oder der Verlust historisch gewachsener Wasserallmenden, der öffentliche Versorgungsstrukturen und Gemeinwesen zerstört (hat). Durch den Anstieg der Weltbevölkerung und dem Anwachsen der globalen Konsumentenklasse werde die weltweite Nachfrage nach Wasser das Angebot bereits im Jahr 2030 und 40 Prozent übersteigen, zitiert die Autorin Aussagen einer internationalen Tagung auf Einladung von UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, zu der sich im Mai 2013 500 WissenschaftlerInnen aus aller Welt in Bonn getroffen hatten. Es zeichne sich eine „Wasserknappheit von bisher unvorstellbaren Ausmaßen ab, die gewaltige Hungersnöte auslösen wird“ (S. 12), ist Marlow überzeugt. Doch die meisten PolitikerInnen würden der Wasserkrise mit „unglaublicher Ahnungslosigkeit“ gegenüberstehen: „Ihr Glaube an ein Wirtschaftssystem, das unbegrenztes Wachstum, unregulierten Handel und immer größere und mächtigere, von der Politik kaum noch  zu zügelnde internationale Konzerne fördert“, sei ungebrochen, weshalb sich die Zerstörung unserer Süßwasserquellen weiter beschleunigen werde.

Neben Beispielen von Wasserverschwendung und Wasserraub beschreibt die Autorin auch Ansätze einer sich formierenden, weltweiten Bewegung für „Wassergerechtigkeit“. Vier Grundsätze liegen dabei den Ausführungen zu Grunde: Der Zugang zu Wasser als Menschenrecht, die Betrachtung von Wasser als Menschheitserbe, den Schutz von Wasserquellen und Wassereinzugsgebieten sowie schließlich das Wasser als „Lehrmeister für das Zusammenleben“, was auf einen für den Planeten verträglichen Lebensstil verweist. Letztlich sei, so ist Marlow mit anderen überzeugt, eine andere Wirtschaftsordnung nötig, die die „Tyrannei der Reichen und Mächtigen“ überwindet und dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, allem voran den Böden und Wasservorräten, Vorrang vor allen anderen Bedürfnissen einräumt. Gelinge das nicht, dann seien weitere Konflikte und Kriege vorprogrammiert.

Hans Holzinger

Marlow, Maude: Blaue Zukunft. Das Recht auf Wasser und wie wir es schützen können. München: Kunstmann, 2014. 350 S., € 22,95 [D], 23, 60 [A], sFr 23,90 ISBN 978-3-88897-975-0

„Genau wie Wasser die Quelle von Streit, Konflikten und sogar Gewalt sein kann, so hat es auch das Potenzial, Menschen, Gemeinschaften und Staaten in der Suche nach gemeinsamen Lösungen zusammenzubringen.“ (Maude Marlow, S. 227)