Bill of Rights im Informationszeitalter

Ausgabe: 1993 | 4

Es ist höchste Zeit für eine Bill of Rights des Informationszeitalters, meinen B. Glastonbury, Vorstand des Department of Social Work Studies der Universität Southhampton und W. LaMendola, Gastprofessor am Colorado Trust. Computer und Telekommunikation sind geschichtlich so junge Phänomene, daß wir erst allmählich begreifen, wie sehr sie in unser Leben und in unsere Wertsysteme eingreifen. "Die Informationstechnologie (IT) schafft Intelligenz ohne Integrität." Wenn wir eine integre Technologie haben wollen, muß schnellstens ein ethischer Rahmen erarbeitet und in Kraft gesetzt werden. "Ein unkontrolliertes weiteres Wachstum der IT führt zu einer Gefährdung der Demokratie, zertrampelt die Bürgerrechte und konzentriert immer mehr Macht bei den Konzernen und Regierungen, dehumanisiert die Gesellschaft und unterwirft die Mehrheit von uns einer gefühllosen Maschinenintelligenz." Aber auch ein gegenteiliger Standpunkt: nämlich der Versuch, die Entwicklung der IT zu verhindern oder auszugrenzen, verneint den Fortschritt und verursacht Chaos. Wichtige Kapitel des Buches befassen sich mit "dem technologischen Hasen und der sozialen Schnecke", der globalen Entwicklung der IT, den Beziehungen zwischen Big Business und der IT, den benachteiligten Mehrheiten und der Haßliebe zwischen Nutzern, Entwicklern, Entwerfern und Händlern. Als Fazit werden zehn Prioritäten formuliert, die einer aus 15 Artikeln bestehenden Bill of Rights des Informationszeitalters zugrunde liegen müßten, darunter: ein Aufgabenkatalog für Informationsgesellschaften, eine soziale Verträglichkeitsprüfung für neue informationstechnische Entwicklungen, die Ausarbeitung einer nationalen IT-Politik und von IT-Plänen sowie eines Rahmens für den IT-Transfer als Form der Entwicklungshilfe. Einige Artikel der vorgeschlagenen Bill of Rights: 1) Die Menschenrechte müssen bei allen Verwendungen und Entwicklungen der IT berücksichtigt werden; 2) Entscheidungen, die einen Menschen direkt betreffen, dürfen nicht von einem technischen Gerät allein getroffen werden; 3) Menschen, die von IT-gestützten Entscheidungen betroffen sind, sind laufend voll zu informieren; 4) wer seinen Arbeitsplatz wegen IT verloren hat soll Kompensation erhalten und Anspruch auf Umschulung haben; 5) eine unabhängige Kommission soll den Inhalt aller Netzwerke und Datenbanken überwachen, die personenbezogene Daten enthalten; 6) alle IT-Anwendungen und -Installationen, die der Überwachung dienen, sind nach dem öffentlichen Interesse zu regeln; 7) durch eigene Gesetze sollte der Schutz persönlicher Daten gewährleistet und unbefugter Zugang zu Computersystemen ausgeschlossen werden; 8) IT sollte frei in alle Länder transferiert werden können. - Ein Buch ohne Betriebsblindheit über eine wichtige Problematik, die diskutiert werden muß. W.R.

Glastonbury, Bryan u. LaMendola, Walter: A Bill of Rights for the Information Age. New York: St. Martin's Press 1992. 206 S., gebunden US$ 59,95, broschiert US$ 17,9S.