Zum Bildungskongress in Freiburg 1992

Ausgabe: 1993 | 4

Wir sind heute mit Problemen konfrontiert, die für die Zukunft der ganzen Menschheit von existentieller Bedeutung sind. Gleichzeitig ist die "Eine Welt" von unüberschaubarer ethnischer und kultureller Vielfalt. Auf dem hier dokumentierten Kongreß beschäftigten sich an die 300 Lehrer mit der Frage, was Schule tun   kann, um Solidarität und Problembewußtsein in dieser Welt den jungen Menschen nahezubringen. In den Eröffnungsreferaten werden zunächst überblicksartig einzelne Aspekte aus verschiedenen Blickwinkeln angesprochen. Es geht u.a. um die Krise der Entwicklungshilfe, die Notwendigkeit entwicklungspolitischer Bildung in der Schule, die Darstellung globaler Zusammenhänge zwischen Nord und Süd (Migrationsdruck). die Forderung nach Reduktion der Komplexität. Als wichtigstes Lernziel einer Entwicklungspädagogik wird der Umgang mit Vielfalt und Zufälligkeit genannt. In der anschließenden Diskussion wird allerdings erhebliche Skepsis hinsichtlich der Möglichkeiten von Entwicklungspolitik und -pädagogik geäußert. In den meisten Arbeitsgruppen (AG) wird dieser Pessimismus jedoch nicht geteilt, obwohl der Befund eines Referenten in der AG "Wem hilft Helfen" ernüchternd ist. Das Resultat von 230 Fallstudien selbst evaluierter Entwicklungsprojekte mit Gesamtkosten von 2009616000 US$ zeigt, daß die investierten Entwicklungsgelder "nicht nur nutzlos, sondern schädlich für die Dritte Welt" waren. Überwiegend werden aber in den AG zum Teil sehr konkrete Vorstellungen von Handlungsorientierung und Umsetzung in der Schule (Besuche von Flüchtlingswohnheimen, Projektwochen, Spiele) gemacht. Dazu gehört auch eine fundamentale Neuorientierung des Unterrichts in Richtung globales, interkulturelles, entwicklungsbezogenes und antizipatorisches Lernen. In der abschließenden Resolution dieses durchaus informativen, aber auch kritisch zu lesenden Readers, wird Friedenserziehung als Voraussetzung und Ziel einer solchen Neuorientierung postuliert. AA

Lernen in der Einen Welt. Dokumentation des Bildungskongresses in Freiburg, 19.11.-21.11.1992. Hrsg. v. d. Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg. Tübingen: Verein f. Friedenspädagogik. 1993.452 S., DM 28,- / öS 218,40