Arbeit im Multimedia-Zeitalter

Ausgabe: 1997 | 3

Über die Auswirkungen, die von "Multimedia und Informationsgesellschaft" auf die Arbeitswelt ausgehen könnten, wurde in letzter Zeit viel publiziert. Ein weiterer Sammelband also? Was anderenorts aber meist unterbelichtet bleibt steht hier im Mittelpunkt: Die Risiken und gesellschaftlichen Gestaltungserfordernisse, die diese Technologien aufwerfen, werden aus arbeitnehmerorientierter Sicht dargelegt. In über zwanzig Beiträgen wird vier Fragenkomplexen nachgegangen: Welches sind die Qualifikationsanforderungen in der Multimediawirtschaft und wie kann das Ausbildungssystem darauf ausgerichtet werden? Wie verändern sich die Arbeitsbedingungen und die Arbeitsorganisation und welche Anforderungen ergeben sich daraus an den Schutz von Arbeitnehmern? Welche neuen Beschäftigungsformen entwickeln sich und weiche Herausforderungen ergeben sich daraus für das Arbeitsrecht und die Organisation der Interessen der Arbeitenden? Was können die Vertreter dieser Interessen den Management- und Rationalisierungsstrategien der Unternehmen entgegensetzen, die auf Informations- und Kommunikationstechnologien beruhen? Wie schwierig die Herausforderungen für eine arbeitnehmerorientierte Politik sind, wird in zahlreichen Beiträgen gut herausgearbeitet. Auch darüber, daß "etwas geschehen" muß, sind sich die Autoren einig - was nicht weiter verwundert, sind doch die meisten von ihnen der deutschen Gewerkschaftsbewegung mehr oder weniger eng verbunden. Konkrete und vielversprechende Ansätze, die über allgemeine Forderungen wie "Gestaltungskompetenz gewinnen" hinausreichen, sind aber rar. In den globalen Datennetzen beispielsweise wird bereits die Ohnmacht des Staates spürbar; ob aber der vorgeschlagene Selbstschutz der Bürger (den der Staat zu gewährleisten habe, S.102ff) wirklich ausreichenden Schutz bieten kann? 

Originell - weil die Möglichkeiten der neuen Technologien aktiv nutzend - erscheint der Versuch einer "virtuellen Gewerkschaftsarbeit" im Projekt TELE-Dienst Wissen auf Abruf (TELEWISA) des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Dabei handelt es sich um einen OnlineService für Personen, die in Telearbeit beschäftigt sind, sei es als angestellte Arbeitnehmer, Freelancer oder Selbständige. Es soll zu einem interaktiven Forum für Telearbeitende ausgebaut werden, vor allem Frauen bei der Online-Tätigkeit unterstützen und Qualifizierungsberatung leisten. W. Sch.

 

Arbeit im Multimedia-Zeitalter. Die Trends der Informationsgesellschaft. Hrsg. v. Kurt van Haaren ...Hamburg: VSA-Verl., 1997.254 S.