Arbeit - Herausforderungen der Wissensgesellschaft

Ausgabe: 1998 | 1

Die hier vorliegende Publikation ist in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich. Zum einen erfreut die "seriöse Radikalität", mit der Fachleute unterschiedlichster Disziplinen den Gegenstand durchdringen und somit weitreichende Vorschläge unterbreiten, wie Arbeit - die zentrale Kategorie der Industriegesellschaft - neu gedacht und grundlegend anders organisiert werden könnte, um den Herausforderungen der "Wissensgesellschaft" zu entsprechen. Wertvoll und anregend ist. zum anderen, der wissenschaftliche Ansatz, der darauf abzielt, den Erkenntnisprozeß im Verlauf der Veranstaltung zu reflektieren und nach Möglichkeit auch für andere Zusammenhänge nutzbar zu machen. Daß beide Aspekte selbst im rezitierenden Nachvollzug anregend sind, ist den Veranstaltern, dem Forum "Alternative Ökonomie" (einem an den Universitäten Wien, Innsbruck und Klagenfurt angesiedelten interdisziplinären Forschungsprojekt) und dem "Internat. Management Institute Hernstein" zu gleichen Teilen zu danken.  Der erste Abschnitt des Bandes ist "Utopien der Arbeit" gewidmet. wobei eingangs der Philosoph Gerhard Schwarz thesenartig den Übergang von (fremd bestimmter) Arbeit hin zu (selbstbestimmter) Tätigkeit skizziert. Es folgen nicht weniger als 17 Stellungnahmen von Expertinnen u. a. aus den Bereichen Ökonomie, Soziologie, Rechtswissenschaft, Sub- bzw. Alltagskultur) zu den Fragen "Wie wollen wir in Zukunft arbeiten und leben?" sowie "Wie sieht die Organisation der Arbeit in Zukunft aus?" Bei aller Differenz des Zugangs und des politisch-ideologischen Hintergrundes überrascht die Übereinstimmung darin, daß herkömmliche (Arbeitsmarkt) Politik weitgehend Symptombehandlung, eine grundlegende Neuorientierung (fiskal. sozial, ethisch) hingegen unerläßlich und dringend ist. Eine philosophisch-sprachwissenscha<wbr />ftliche Annäherung an den Gegenstand (P. Heintel) sowie ein Plädoyer für eine flexibilisieriertes Arbeits-, Konsum- und Politikmodell auf Grundlage einer gemeinwesenorientierten "soziokulturellen Logik" (L. Gubitzer) beschließen den ersten Abschnitt. Fünf Beiträge sind im folgenden als "Elemente Alternativer Ökonomie" ausgewiesen: U. a. skizzieren A. Barrune / P. Fleissner "Optionen am Ende des Modells Neuzeit", fordert E. Kitzmüller den Umbau der Arbeitsgesellschaft als Instrument der Gewaltreduktion bzw. -prävention und reflektieren W. Berger / I. Paul-Horn den (zunehmend kontraproduktiven) Zusammenhang von Arbeit und Bedürfnisbefriedigung. Methodisch-prozeßwissenschaftl<wbr />ichen Fragestellungen ist der abschließende dritte Abschnitt vorbehalten. Anhand einer detaillierten Reflexion des Tagungsablaufs bringt E. Kitzmüller die Möglichkeit neuer Verständigungsprozesse auf dem Weg von der Arbeits- zur Tätigkeitsgesellschaft zur Sprache und tritt R. Fischer für die „argumentierende Öffnung der Wissenschaft gegenüber der Gesellschaft" ein. Den Abschluß dieses inspirierenden Bandes, der die Diskrepanz zwischen konkreten Handlungsoptionen und zögerlicher Realpolitik schmerzlich verdeutlicht, bildete eine umfangreiche, kommentierte Bibliographie zum Thema "Arbeit - Arbeitslosigkeit - Utopien". - Ein unentbehrlicher Beitrag zu dem wohl wichtigsten Thema der Zeit.

W Sp.


Transformation der Arbeit. Prozeßwissenschaft. Erforschung einer Grundlagenkategorie. Hrsg. v. lna Paul-Horn. Wien: Falter-Verl., 1997. 254 S. (Soziale Innovation + Neue Soziologie; 6) DM 36, - / sFr 33, - / öS 248,-