Nicht weniger als die Zukunftstauglichkeit der Institution Schule stellt der Autor hier zur Diskussion: Die Anforderungen sind - der Realität der Moderne entsprechend - scheinbar paradox: Schule muß sich, so Küffer, um zu bestehen, auf Widersprüchliches und Neues einlassen, ohne alles Bestehende über Bord zu werfen. Ratio und kreatives Gestalten müßten gleichberechtigt gefördert werden. Diese Vielfalt des Notwendigen führt der Autor unter dem pädagogisch-anthropologisch-integrativen Leitbegriff "Schulleben" zusammen. Der Bericht von Projekttagen stellt die Widersprüchlichkeiten, Stolpersteine und Erfolgserlebnisse einer solchen Unternehmung dar. Denn es ist durchaus nicht so, daß alle Beteiligten (vor allem im Lehrerkollegium), von solch praxisbezogenen Aktionen angetan wären: Es stören Farbtöpfe in der Mensa, Skulpturen vor Eingangstüren etc. Wer sich jedoch mit den Schülern ins Geschehen einlässt, hat die Chance, mit ihnen über persönliche und allgemein gesellschaftliche Probleme ins Gespräch zu kommen. Konkret erlebbar wird, wie Berührungsängste abgebaut, "Gesunde" und "Behinderte" von und miteinander lernen, zumindest Akzeptanz und zuweilen auch Achtung füreinander empfinden lernen: Frank unterstützt Ahmed beim Pauken von deutschen Vokabeln, Nadir zeigt Helene eine Radiertechnik, und man erkundet gemeinsam Alltag und Geschichte des jeweils Fremden. Die zentralen Forderungen: Schule muß verstärkt mit der Erfahrungswelt zu tun haben. Um dies zu bewerkstelligen, gilt es (für die Pädagogen) zu verstehen, ohne alles zu billigen; es muß Kooperation stattfinden, ohne daß Verantwortlichkeiten geleugnet werden. Primär gilt: das Ganze im Auge haben und im Detail aktiv sein. Als Stärke des Buches sehe ich den kritischen Blick auf scheinbar eindeutig positive Lösungen. Küffer bleibt sich der pragmatischen Hindernisse, die in Strukturen - sozialen wie individuellen -liegen, stets bewußt. Er beklagt dies aber nicht nur, sondern sieht darin auch eine Chance zur Weiterentwicklung der Pädagogik. S. Sch.
Küffer. Urs: Schulen mit Zukunft. Berichte, Reflexionen und Anstöße zur Weiterentwicklung der Schule. Bern (u.a.): Haupt, 1996. 153 S.