Age Report 2009

Ausgabe: 2012 | 1

„Jede Generation erlebt ihr Alter neu und anders“. Diese Feststellung zeigt, dass der Generationenwandel mittlerweile mindestens ebenso bedeutsam ist wie der Wandel der Bedürfnisse im Alter (=altersbedingter Wandel). Dies macht Planungen für das Alter komplexer und vielfältiger, was natürlich insbesondere auch für das Wohnen im Alter gilt. Die Schweizer Age Stiftung hat daher „Einblicke und Ausblicke zum Wohnen im Alter“ erheben lassen. Die Studie erfasst sämtliche Trends von den „wirtschaftlichen Aspekten von Leben und Wohnen im Alter“ über den „Wandel der Haushaltsformen in späteren Lebensjahren“, den Wohnwünschen und Wohnperspektiven älterer Menschen bis hin zur (Wohn)Mobilität im Alter. Ergebnissen aus der Wissenschaft, die den Hauptteil der Studie ausmachen, folgen „acht Reportagen“ über Personen bzw. Paare, die die Regelung ihrer Wohnverhältnisse als SeniorInnen schildern. Ein Kapitel des nicht nur Schweizer Verhältnisse referierenden Bandes ist unterschiedlichen Wohnformen im Alter gewidmet Ziel müssten hindernisfreie Wohnungen für Jung und Alt sein, so eine erste Erkenntnis: „Auch in einer demografisch alternden Gesellschaft braucht es nicht primär mehr ´Alterswohnungen´, sondern hauptsächlich mehr hindernisfreie Wohnungen, die unanhängig vom Alter und funktionalen Gesundheitszustand lebensgerecht sind.“ (S. 145) 51 Prozent der im Rahmen des Age Reports 2009 Befragten über 60-Jährigen in der deutschsprachigen Schweiz erachteten ihre Wohnung im Falle einer Mobilitätsbehinderung als ungeeignet! Anders als in den USA sei in der Schweiz (bzw. in Europa) noch kein Trend zu einer verstärkten räumlichen Trennung der Generationen festzustellen. Die Trennung passiere vielmehr entlang sozialer Kriterien wie Einkommen und Vermögen. Die alte Großfamilie unter einem Dach sei passé („So leben nur 1,5 Prozent der Enkelkinder der Schweiz mit Eltern und Großeltern zusammen im gleichen Haushalt“, S. 150f), Projekte frei gewählten Gemeinschaftswohnens wie Alters-WGS oder intergenerative Hausgemeinschaften würden zwar zunehmen, doch nur 1,6 Prozent der über 65- Jährigen in Deutschland lebten bisher in „neuen Wohnformen“ (Daten 2004, S. 151) Die StudienautorInnen sprechen daher von „gemeinschaftlichem Wohnen für eine (wachsende) Minderheit“ (S. 156). Interessant ist auch die ambivalente Einschätzung von Mehr-Generationen-Wohnen: Dieses könne, müsse aber nicht immer die bessere Wohnform sein. Es brauche deshalb „sowohl generationenübergreifende Wohnformen – die jedoch begleitet werden sollten – als auch altershomogene Wohnangebote, die dem Wunsch vieler älterer Menschen nach Kontakten mit Gleichaltrigen bzw. Gleichgesinnten entgegen kommen“ (S. 153). Als Gelingensfaktoren für intergenerative Wohnprojekte werden unterschiedliche Wohnungstypen, ansprechende Gemeinschaftseinrichtungen, gut gegliederte Außen- und Grünanlagen sowie „Toleranz, Offenheit und soziale Kompetenzen“ der BewohnerInnen genannt. Wichtig sei auch die „Akzeptanz des eigenen Alters und der vorhandenen Generationendifferenzen“ (S. 153). Denn: „Wer sein eigenes Alter nicht akzeptiert und sich aus Sicht der Jungen zu ‘jugendlich’ verhält, wird Mühe haben, mit jungen Menschen in ein echtes Gespräch zu kommen.“ (S. 153) H. H.

Höpfinger, Francois: Age Report 2009. Einblicke und Ausblicke zum Wohnen im Alter. Zürich u.a.: Seismo-Verl., 2009. 295 S., € 23,75 [D], 24,50 [A], sFr 38,- ; ISBN 978-3-03777-073-3