Afrika in den neunziger Jahren

Ausgabe: 1992 | 1

Kein Zustand dauert ewig, das gilt auch für den afrikanischen Kontinent, der gegenwärtig vielschichtigen Veränderungen unterworfen ist. U.a. wird der Demokratisierungsdruck von der Straße in den letzten Jahren zunehmend stärker. In einzelnen Länderporträts schildern die langjährigen Afrika-Korrespondenten die aktuellen (z.T. bereits überholten) Machtverhältnisse. Die Rede ist aber auch von Ökoproblemen auf Madagaskar, Innerstaatliche Konflikte In Nigeria, Uganda und im Sudan, Hungersnöten in Ruanda sowie von Medienzensur und Ausländerpolitik. Hoering und Wichterich sehen in Benin, wo erste tragfähige Erfolge zu verzeichnen sind, einen Testfall dafür, ob die Demokratie wirklich bessere Entwicklungschancen bietet. In der "Afrikanischen Charta für Demokratie" - verabschiedet Anfang 1990 von der UN-Wirtschaftskommission für Afrika - wurden Machtverteilung statt Konzentration, politische Verantwortlichkeit statt autokratischer Herrschaft und Mehrparteiensysteme statt Einparteienmonopole als Entwicklungsperspektiven für den Schwarzen Kontinent festgeschrieben. Inzwischen gelten diese für uns selbstverständlichen Attribute als Bedingung für wirtschaftliche Unterstützung .. Der auch hier thematisierte Vorschlag, einen "Marshall-Plan" für Afrika als eine Art Wiedergutmachung für Versklavung und Rohstoffdiebstahl einzurichten dürfte angesichts vergleichbarer Forderungen auch für Osteuropa kaum realisierbar sein. So wird wohl auf längere Zeit die hohe Kunst des Überlebens die am häufigsten praktizierte Lebensform bleiben. Der begonnene Weg zur Demokratisierung scheint indes unaufhaltsam, auch wenn mit Rückschlägen gerechnet werden muss. Diese Entscheidung schließt das verstärkte Engagement von NGO's ebensowenig aus wie die Rückbesinnung auf eigene Fähigkeiten. Alfred Auer

Hoering, Uwe; Wichterich, Christa: Afrika in den neunziger Jahren. Göttingen: Lamuv-Verl., 1991. 256 S., DM 28,-/ sFr 23,70/ öS 218,40

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