Risikotransformation und Risikogesellschaft

Ausgabe: 1998 | 1

Mit der vorliegenden Arbeit versucht der Autor, theoretische Einsichten der Risikosoziologie für den Bereich der Politik fruchtbar zu machen. Dies geschieht anhand der Risikoregulierung bei Arzneimitteln und Treibhauseffekt, "die sich gleichermaßen durch hohes Katastrophenpotential und hohe Entscheidungsunsicherheit auszeichnen".

Nach der einleitenden Beschreibung der Zielsetzung und des Aufbaus der Untersuchung wird der theoretische Bezugsrahmen zur Analyse der Fallbeispiele erarbeitet. Im empirischen Teil werden zunächst die spezifische Risikostruktur und anschließend zentrale Befunde zur politischen Wahrnehmung und regulativen Problembewältigung erörtert. Grundsätzlich zeigt sich, so der Autor, ein hohes Maß an politischer Resonanzfähigkeit und Risikoübernahmebereitschaft. Damit widerspricht er dezidiert der verbreiteten Annahme einer rein reaktiven, für Risiko- und Umweltprobleme kaum sensibilisierten Politik. Gleichzeitig sieht der Wissenschaftler aber auch ein hohes Maß an ”Risikoaversion", was sich meist in regulativen Entscheidungsoptionen niederschlägt. Im Fall der Arzneimittel-Disposition führe dies zu einer Präferenz für Maßnahmen präventiver Politik, im Bereich der Klimapolitik bedeutete es die Verlagerung auf Optionen, die kollektiv bindende Entscheidungen möglichst effektiv hinauszögern, "um so politisch riskante Selbstbindungen zu vermeiden". Im Gegensatz zu Arzneimitteln bedeutet Risikoübernahme in der Klimapolitik eine bisher fast nur wissenschaftlich wahrnehmbare künftige Katastrophe.

Schließlich setzt sich der Autor noch mit dem Begriff "symbolischer Politik" und dem Konzept der Risikovergesellschaftung auseinander, als deren Charakteristikum er "wechselseitige Verschränkung und Steigerung von Gestaltbarkeit und Selbstverunsicherung" identifiziert (S. 51). Ob die Einsichten der Risikosoziologie allerdings einen gewinnbringenden Beitrag zur Politikberatung und Risikobewältigung leisten können, bleibt abzuwarten.

A. A.


Krücken, Georg: Risikotransformation.  Die politische Regulierung technisch-ökologischer Gefahren in der Risikogesellschaft Opladen: Westdt-Verl; 1997. 272 S. (Studien zur Sozialwissenschaft: 190) DM 52, - / sFr 47 / öS 380