Geschlechterverhältnis als handlungsleitende Denkstruktur

Ausgabe: 1995 | 3

Die vorliegende Studie basiert auf der Darstellung des Patriarchats als Denkstruktur und analysiert schwerpunktmäßig, inwieweit die heutige Politikwissenschaft von der Denkstruktur "männlich-weiblich" geprägt ist. Nach einer kritischen Auseinandersetzung mit der traditionellen Forschung im allgemeinen umreißt die Verfasserin die bisherige Entwicklung feministischer Ansätze sowie den Stand der Frauenforschung innerhalb der Disziplin. In diesem Rahmen wird die von der Autorin konstatierte Dominanz des Männlichen über das Weibliche als Denkstruktur" kritisiert, werden wissenschaftlich festgeschriebene biologische Geschlechtsunterschiede seit Darwin in Frage gestellt und wird eine Neukonstruktion patriarchalischer Denkmuster auch über die Sprache als Deutungsmuster und Kommunikationsmedium thematisiert.

Analyse, Kritik und Entwurf von möglichen Alternativen stellen dabei freilich auf weite Strecken lediglich eine Art politikwissenschaftlicher "Momentaufnahmen" dar: die angebotenen Veränderungsstrategien für die Zukunft entbehren meines Erachtens nicht einer gewissen Beliebigkeit, deren Umsetzung in der - nicht nur (politik-lwissenschaftlichen - Praxis erst erprobt werden müßte. Dennoch stellt sich die Frage, ob eine spezifisch nach dem Geschlecht definierte Lösungsvariante - sei sie männlich oder weiblich noch Bestand haben kann in einer Gegenwart, in der es wohl vielmehr gilt, anstehende Probleme der Gesellschaft miteinander- unabhängig vom Geschlecht - zu lösen.

H. H. 

Offenbartl, Susanne: Keine Moderne ohne Patriarchat? Das Geschlechterverhältnis als handlungsleitende Denkstruktur der Moderne, Opladen: Westdt.-Verl.